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Kameraden prächtige Menschen, ja- so eigentümlich es auch klingen mag, ich muß es hier trotzdem sagen sogar Charaktere von sittlichem Format kennengelernt, Menschen, die sich in jeder Lage vorbehaltlos als Kameraden benahmen, aber der größere Teil der Kriminellen war doch ein unsauberer, schmutziger, charakterloser, vigilantenhafter Haufen, gegen dessen direkte und indirekte Drangsalierung man sich nur durch sehr schwer durchzuführende Isolierung wehren konnte.
Es ist bekannt, daß zu allen Zeiten, selbst im düstersten Mittelalter, der politische ,, Verbrecher" nicht mit dem kriminellen in einen Sack gesteckt wurde. Daß der Nationalsozialismus es tat, hat eine einfache Erklärung. Ich weiß sehr wohl, daß diese Erklärung manchem Gutgläubigen und Dummen nicht plausibel erscheint, sie ist trotzdem wahr, so wahr, wie der Wechsel von Tag und Nacht, so wahr wie jedes eherne Naturgesetz, dessen Unausweichlichkeit und Unabänderlichkeit wir sekündlich empfinden. Der nationalsozialistischen Führerclique war wie Goebbels es auch ausdrücklich und offen formuliert hat das politische Verbrechertum ein kriminelles Problem,
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weil sie nicht in der Lage war, zwischen kriminellem und politischem Verbrechertum zu unterscheiden. Denn diese Führer waren keine Politiker, sondern sie waren und jeder Deutsche muß diese Wahrheit endlich begreifen skrupellose kriminelle Verbrecher, die sich den politischen Mantel umhingen wie der Hochstapler sich den Frackanzug anzieht.
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Ich muß hier jedoch auch folgendes festhalten. Zwar wurden wir ,, Politischen " sowohl während der Strafhaft als auch im Konzentrationslager gezwungen, mit unsauberen kriminellen Elementen Zelle, Tisch und Arbeit zu teilen, aber ich kann die Zahl jener Wächter und Vorgesetzten, die mir persönlich gegenüber keine Unterscheidung von irgendeinem kriminellen Verbrecher zeigten, an den Fingern einer Hand abzählen. Ich habe immer wieder feststellen können, daß meine Wächter trotz ausdrücklichen Verbotes mich anders, zuvorkommender, sachlicher, anständiger behandelten, und habe in Gesprächen mit politischen Kameraden die gleiche Beobachtung im Durchschnitt bestätigt bekommen. Selbst manche SS.- Schergen im Konzentrationslager, die sich die größte Mühe gaben, weisungsgemäß zu handeln, konnten doch nicht verbergen, daß ihnen diese Forderung ihrer Führerschaft nicht ganz eingehen wollte. Und auf diesen Umstand ist es bestimmt auch mit zurückzuführen, daß jene einflußreichen Posten, die innerhalb des Lagers von Häftlingen versehen wurden, immer mehr und mehr in die Hände der ,, Politischen " übergingen.
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