und Abschwellen der Energie dem Häftling offenbar besonders starke Schmerzen verursacht, jagt er den Strom in kurzen Abständen immer auf und ab durch den Apparat. Die elektrischen Energien peinigen den Häftling in der furchtbarsten Weise, der Schweiß tritt ihm aus allen Gesichtsporen. Wenn er die Augen, die er meistens geschlossen hält, aufschlägt, erschreckt man über die hervorgetretenen Augäpfel, die so groß sind, als litte er an Basedow höchsten Grades.
Insbesondere dann, wenn alle vorhandenen elektrischen Energien durch seinen Körper gejagt werden, schlägt er um sich und windet sich in furchtbaren Zuckungen. Immer turbulenter wird die Quälerei, immer wilder ,, tanzt" der Gefolterte.
Der ,, Hexensabbat" hat nun derartige Formen angenommen, daß die Scharführer gar nicht beachten, wie sich der Gequälte immer weiter von dem Apparat entfernt. Gleich muß er den ganzen Pantostaten mit den Leitungsschnüren umreißen. Ach, wenn er es doch täte! Nie in meinem Leben habe ich einen heißeren Wunsch gehabt. Es ist einfach furchtbar, wehrloser Zeuge dieser Folterei sein zu müssen.
Da ereignet sich etwas in mir, was ich nie zuvor für möglich gehalten hätte. Zwar weiß ich genau um die Gesetze und die Grenzen der Hypnose, dennoch konzentriere ich in sinnloser Weise meine ganze Gedankenkraft auf den Elektrisierungsapparat, als könne ich ihn mit jener Kraft, die leichtgläubige und unwissende Menschen den indischen Fakiren zutrauen, augenblicks in tausend Atome zertrümmern. Ich weiß, wie sinnlos mein Unterfangen war und daß man mich deswegen vielleicht verspotten wird, aber ich will es hier doch niederschreiben, weil ich mir selbst den Eid gab, hier alles so zu schildern, wie ich es erlebte, ohne etwas zu verschweigen und ohne ètwas hinzuzusetzen.
Da schaltet Hofmann den Apparat aus. Schwer atmend und fast vollständig erschöpft steht der Häftling mitten im Raum. Die an ihn gerichteten Fragen beantwortet er jetzt nicht einmal mehr mit seinem monotonen: ,, Tellsruh. Ich heiße--- nein."
Andere Häftlinge, die mit dem Pantostaten gefoltert wurden, hatten ausnahmslos gestöhnt und geschrien, gewimmert, gebettelt, gefleht und schließlich alles getan, was man von ihnen verlangte. Dieser Häftling aber brachte keinen einzigen Laut über den festverschlossenen Mund.
Auf Anweisung von Dr. Ding muß sich der Häftling nach kurzer Pause entkleiden und in eine halb mit Wasser gefüllte Sitzbadewanne setzen. Ein Pol wird in das Wasser gelegt, der andere Pol an die ,, Rolle" befestigt. Und dann wird der Häftling mit Höchststufe massiert. Wieder
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