trifft dabei einen der Scharführer, der daraufhin wie wild auf den Häft- ling so lange einschlägt, bis er sich wimmernd auf der Erde zusammen- krümmt. Dann packen ihn die Scharführer jeder an einem Bein und schleifen ihn über den steinhart gefrorenen Mergelboden, über die spit- zen Schottersteine. Der Häftling liegt mit dem Gesicht nach unten. Jetzt richtet er sich auf, stemmt seine Hände gegen die Erde und versucht, immer eine Hand hinter die andere setzend, nicht mit dem Gesicht über die harte Erde geschleift zu werden.

So haben wir früher als Kinder mit unseren Spielkameraden Schieb- karre gespielt, nur daß wir unseren Kameraden nach vorwärts schoben und jetzt demSpiel eine besonders putzige Nuance gegeben ist. Das sieht so komisch aus, daß die in der Nähe stehenden Häftlinge zu lachen anfangen. Und je mehr Häftlinge aufmerksam werden, desto lauter wird das Gelächter.

Auch die Scharführer scheinen amüsiert und stelzen mit betont tapsigem Schritt über den Appellplatz, indes der Häftling krampfhaft bemüht ist, seinen Händelauf den Schritten anzupassen. Das Gelächter der Häftlinge wird allmählich Gejohle.

Da! Der Häftling verliert seine Kräfte. Seine steifen Arme knicken ein. Das Gejohle der Häftlinge aber wird immer noch lauter, und stur in gleichmäßigem Schritt schleppen die beiden Scharführer den Häftling hinter sich her. Jetzt knickt der Häftling um, fällt mit dem Gesicht auf die Erde. Die beiden Scharführer halten nicht ein. Das Gejohle der Häft- linge wird leiser. Dem armen Schächer gelingt es noch einmal, wieder auf die Hände zu kommen, aber bald schon fällt er wieder und dann.y immer wieder in stets kürzer werdenden Abständen mit dem Gesicht auf die Erde. Und jedesmal wird das Gelächter der Häftlinge leiser, bis es dann, als der arme Tropf sich nicht mehr aufrichten kann und nun von den Scharführern nur noch über den Boden geschleift wird, ganz verstummt.

Zuerst läßt sich der Häftling nur auf der Brust schleifen und hebt den Kopf krampfhaft in den Nacken, dann aber fällt auch das Gesicht zur Erde. Wo eben noch eine gefühllos gemachte Menge lachte und johlte, herrscht jetzt Totenstille. Die Scharführer aber schleifen den Körper ihres Opfers immer noch weiter, und immer noch weiter. Jetzt sind es noch fünfzig Schritte bis zum Tor, jetzt noch vierzig, jetzt dreißig, zwan- zig, zehn. Eine blutige Schleifspur zeigt ihren Weg. Neben dem Prügel- bock lassen sie den Häftling fallen und treten dann zu den anderen Schar- führern, ohne sich nach dem Geschleiften umzusehen.

Der Appell wird abgenommen. Die Arbeitskolonnen marschieren

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