men, versetzte dem Meier einen brutalen Fußtritt in das Gesäß und schlug ihm zwei-, dreimal die geballte Pranke mit voller Wucht ins Gesicht, daß das Blut sofort aus Nase und Mund strömte. Meier taumelte etwas zurück, richtete sich dann aber wieder auf, nahm die vorgeschriebene stramme Haltung an und blickte stumm und unverwandt dem Lagerarzt Dr. Ding in die Augen, ohne sich um Seehausen zu kümmern.
,, Hier kannst du alles, Bürschchen", sagte Dr. Ding, indem er sich in seinen Sessel zurücklehnte und die Hände in die Hüften stemmte, und seine Stimme klang so überlegen und selbstsicher, so erbarmungslos und brutal, daß es einen Stein hätte ängstigen können ,,, das werden wir dich Saustück lehren! Ob du das glaubst oder nicht! Hier bist du nicht im Sanatorium, du Plattfußindianer! Meinst, du kannst hier vornehm tun, was?! Entweder du unterschreibst oder wir machen dich alle!!"
Meier blieb auch jetzt noch völlig unbeweglich, man konnte es ihm deutlich ansehen, daß er jedes Wort hörte, aber nicht das geringste Anzeichen war da, ob die Einschüchterungsversuche so oder so auf ihn wirkten. Das Blut rieselte ihm aus Nase und Mund, tropfte auf seine Brust und von da auf den Fußboden. Als Seehausen das sah, stellte er sich vor Meier, und, seinen Herrn und Meister im Tonfall imitierend, brüllte er den geschundenen Juden an: ,, Was? Unseren Fußboden hier verdrecken? So ein Aas! So ein Hurenbengel! So ein Haufen Scheiße!" Und bei jedem Satz stieß ihm der SS. - Oberscharführer die Faust mit aller Wucht ins Gesicht.
Meier aber stand da, wankte zwar bei jedem Faustschlag, machte jedoch keine einzige abwehrende Bewegung. Es war furchtbar, mit welcher Stoik Meier die Mißhandlungen über sich ergehen ließ.
Man spürte, die Situation schien sich festzulaufen. Dieser Jude, der erst kurze Zeit im Lager und darum noch im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Kräfte war, würde sich eher totschlagen lassen als zu unterschreiben. Aber Seehausen, dieser beschränkte Landsknecht , denkt langsamer.
,, Was stellst du dir eigentlich vor, du Armleuchter, du!" Und wieder prasseln die Schläge auf Meier nieder. ,, Kannst du das denn nicht sehen, du Scheißhaufen?!" und Seehausen zeigt mit seinen Wurstfingern auf die Blutspritzer, die sich über den Fußboden ausbreiten.
Wortlos zieht Meier sein Taschentuch, bückt sich und wischt die Blutspritzer auf. Dabei traktiert ihn Seehausen mit Fußtritten, und bei jedem Tritt fällt Meier zu Boden, aber jedesmal richtet er sich wieder
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