auf der Stelle verharrt. Er weiß nicht recht, was er tun soll. Er versucht einige Schritte den Pfad hinunterzugehen. Aber das geht nicht, dort ist die aufwärts steigende Kolonne im Weg. Er muß, ob er will oder nicht, den Pfad aufwärts, direkt auf den Posten zu.

,, Herkommen!" brüllt ihn der Posten an. Der Häftling zögert erst, sieht aber dann wohl ein, daß er seinem Schicksal nicht entgehen kann, und folgt dem Befehl.

,, Wo hast du Mistvogel deinen Stein?"

Der Häftling macht eine hilflose Bewegung, als wüßte er nicht recht, was er antworten solle. Er weist mit der Hand den Berg hinunter.

,, Ach so?" grölt der SS. - Mann. ,, Du willst wohl deine Kameraden tot­schmeißen, was? Du bist wohl verrückt geworden, was? Dich haben sie wohl zu heiß gebadet, was? Einen Augenblick, Freundchen, ich werde dir eins auf den Schädel geben, daß der Mostrich in der Gegend rum­spritzt. Hinlegen! Aufstehen! Hinlegen! Aufstehen! Hinlegen! Auf­stehen!"

Und während wir anderen Häftlinge weiter unsere beschwerliche Runde pfadauf und pfadab machen, geht etwa eine Viertelstunde immer in gleicher Monotonie dieses: Hinlegen! Aufstehen! Hinlegen! Auf­stehen! Hinlegen! Aufstehen!

Der Häftling ist bald völlig erschöpft. Er kann sich nur noch langsam und mühselig vom Boden erheben und läßt sich dann einfach fallen, zusammenknickend, vorwärts, seitwärts, rückwärts, wie er gerade fällt, nicht einmal mehr die Hände zum Schutz vorstreckend, und immer länger wird der Abstand zwischen den Kommandos.

,, Laß ihn doch trieseln!" ruft der benachbarte Posten, der etwa zwanzig Schritt entfernt steht, seinem Waffenbruder zu.

,, Trieseln!" befiehlt der Posten augenblicks dem Häftling, der sich nur noch wankend auf den Beinen halten kann.

Und der Häftling streckt die Arme seitwärts und beginnt, sich auf der Stelle um sich selbst zu drehen. Aber er vermag sich nur noch lang­sam zu drehen, drei-, viermal vielleicht, dann fällt er wie ein Be­trunkener um, stürzt einen niedrigen Steilhang hinab, bleibt einige Sekunden wie tot liegen, erhebt sich mühsam auf Händen und Knien, knickt um, trudelt den Abhang einige zehn Meter hinunter und bleibt dort endgültig wie leblos liegen.

Eine halbe Stunde später etwa ist der Sanitäter nach ihm hinauf­geklettert. Ich sehe, daß er sich um ihn bemüht, aber der Häftling regt sich nicht. Dann ruft der Sanitäter dem Kapo, der in der Tiefe steht, zu: ,, Schick einen mit einem Strick rauf!" Der Kapo beauftragt einen Häft­

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