steht wieder vor mir auf. Und alles, alles ist in Scherben zerschlagen. Wie gehen doch gleich die Goetheschen Verse:
Ach, ich bin des Treibens müde,
was soll all der Schmerz und Lust? Süßer Friede,
komm, ach komm in meine Brust.-
Nein! Nein!! Nein!!! Nicht resignieren! Nicht müde werden! Nein, auch hier nicht! Gerade hier nicht! Denn der große Scherbenhaufen von heute muß der letzte, harte, qualvollste Tribut sein, den die Menschheit ihrer eigenen Dummheit zahlen muß! Nein! Nein!! Nein!!!
Und würfen sie zehnmal uns nieder,
aufsprängen wir wieder und griffen sie an und wieder! und wieder! und wieder!
Der Arbeitsdienstführer teilt mich dem Arbeitskommando ,, Steinbruch" zu. Was weiß ich vom Steinbruch? Ich fühle mich frisch und gesund und jeder, auch der härtesten körperlichen Arbeit gewachsen.
Der Kapo notiert meinen Namen mit denen der anderen Zugänge, die seinem Kommando zugewiesen sind, in der Arbeitsliste und gruppiert mich in jene Häftlingskolonne ein, deren Aufgabe es ist, die gebrochenen Steine von der Tiefe den Hang hinaufzuschleppen.
Die Arbeitsstätte ist von SS.- Leuten umstellt.
Der Hang fällt ziemlich steil ab. Es sind bereits zwei schmale Fußpfade getreten. Der Pfad abwärts geht schnurgerade, während der Pfad, auf dem wir die Steine nach oben schleppen müssen, einige Serpentinen hat. Mehrfach berühren die Serpentinen die Postenkette.
Als ich den Hang zum ersten Male abwärts gehe, komme ich über Geröll ins Gleiten und dann ins Laufen. Einmal begonnen, wird mein Lauf immer schneller und schneller, und so sehr ich mich auch bemühe, die Schnelligkeit abzustoppen, es gelingt mir nicht. Und buchstäblich im Handumdrehen bleibt mir nichts anderes übrig, als nur noch mit äußerster Anstrengung darauf zu achten, daß ich nicht auf die Nase fliege. Ich bin zwar vollständig außer Atem, als ich unten ankomme, aber stimme doch in das Gelächter meiner Kameraden ein, denn ich bin auch davon überzeugt, daß ich eine putzige Figur abgegeben haben muß, als ich wie
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