ein wildgewordener Hampelmann in immer rasender werdendem Tempo über Stock und Stein sprang.
Ich schultere dann wie die anderen Häftlinge einen Stein und schließe mich der langen Reihe an, die den Pfad aufwärts steigt. Der Weg ist beschwerlich, und man muß achtgeben, daß man über Geröll oder andere Hindernisse nicht stolpert. Der schwere Stein auf der Schulter, den ich mit beiden Händen festhalten muß, bringt mich dabei leicht aus dem Gleichgewicht, mehrfach verliere ich ihn, aber es gelingt mir doch immer, den Stein im Hinfallen noch festzuhalten, so daß er mir nicht wieder den Abhang hinunterkollert, und am Ende habe ich ihn glücklich nach oben gebracht.
Ich merke, daß ich mich erst an diese primitive Arbeit gewöhnen muß, aber beim zweiten Treck geht die Sache schon besser.
Ich komme gut unten an, nehme nicht wahllos einen Stein, vermag ihn mit einer Hand festzuhalten, so daß ich die andere zum Gleichgewichthalten und als Stütze beim Hinfallen benutzen kann, wenn mir das Geröll unter den Füßen weggleitet. Zwar bin ich wieder ein wenig- und diesmal vielleicht auch schon etwas mehr als beim ersten Male außer Atem, als ich den Stein in den Kippwagen oben werfe, aber ich weiß, daß kein Meister vom Himmel fällt, und habe keine Ursache zu der Annahme, daß ich diese Arbeit nicht durchstehen werde.
Gegen Mittag spüre ich, daß mir die Zehen zu schmerzen beginnen. Insbesondere, wenn es bergabwärts geht, habe ich einen brennenden, stechenden Schmerz. Ich habe immer mit dem ganzen Fuß abgestoppt und dabei die Zehen gegen die Stiefelkappen gedrückt. Sie müssen wund sein, auch muß ich mir eine Blase an der rechten Hacke gelaufen haben. Die Haut an meinen Händen ist geschrunden von dem vielen Hinfallen. Auch meine Knie sind offenbar wund. Ich bremse jetzt nur noch mit den Hacken ab, wenn es pfadabwärts geht. Die Schmerzen an den Händen und Knien sind erträglicher. Die Arbeit ist hart, und es ist mir klar, daß ich natürlich Lehrgeld zahlen muß. Auch meine Beinmuskeln müssen sich erst an das fortgesetzte Bergsteigen gewöhnen.
Da ereignet sich der erste Zwischenfall. Ein Häftling- ich war damals der Meinung, daß es sich um einen älteren Häftling handelte, weil ich noch nicht wußte, wie schnell die allgemeinen Lebensbedingungen und vor allem die harte Schinderei bei der Arbeit den Häftling in Buchenwald vergreistenwankt plötzlich, als er etwa zwanzig Meter mit dem Stein den Hang hinaufgeklettert ist. Er taumelt wie ein Betrunkener vom Pfade ab, stürzt dann wie ein gefällter Baum zu Boden und kollert, sich überschlagend, den Hang hinunter.
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