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nicht. Zum vierten Male haben wir schon angesetzt, der Kapo brüllt wie ein Berserker, aber es geht und geht nicht, wir bekommen den Kessel nicht über den toten Punkt zwischen Zug und Hub.

Nicht fallen lassen! schreit uns der Kapo an, als wir den Kessel wie- der bis zum toten Punkt hochgehoben haben. Er ist selbst in einer Ekstase, die an einen hemmungslosen Tierquäler erinnert, der ein stör- risches Tier mit äußerster Brutalität zu zwingen versucht. Und weiter brüllt er:Ich hau euch doot, wenn ihr den Kessel fallen laßt!! Und dann schlägt er plötzlich mit einem Knüppel wahllos auf uns Häftlinge ein, brüllt wie ein wildgewordener Stier, traktiert uns mit Fußtritten und schlägt und schlägt. Der Kessel wird immer schwerer und schwerer, und langsam gleitet das etwas angehobene Ende wieder auf den Boden zurück.

Der Kapo rast um den Kessel herum: ‚Ich werd euch faule Bande kriegen! Ich werd euch Mores lernen! Ihr Saustücke, ihr Halunken, ihr Schurken, ihr!{

Als er uns wieder zum Ansetzen kommandiert, greift ein SS.-Mann ein.Hol noch ein paar Mistvögel! sagt er zum Kapo.Das wäre ja noch schöner! sagt dieser, aber der 5S.-Mann veranlaßt ihn trotzdem, noch einige Häftlinge herbeizuholen.

Wir haben einen Augenblick Ruhepause. Wir stehen geduckt und ängstlich da, keuchen und versuchen, unsere erschöpften Kräfte wieder zu sammeln.

Der Kapo kommt mit sechs weiteren Häftlingen zurück. Es werden längere Balken unter den Kessel geschoben, damit alle Häftlinge an- packen können. Wieder setzen wir auf Kommando an. Diesmal be- kommen wir den Kessel hoch, aber als wir ihn auf den Wagen schieben wollen, ist irgendein Hindernis da. Wieder brüllt der Kapo wie ein Wahnsinniger, wieder schlägt und tritt er wahllos auf uns ein. Mit der letzten Kraft der Verzweiflung drücken, stemmen und schieben wir, und langsam, langsam gleitet der Kessel auf den Wagen. Und kaum ist der Kessel oben, da brüllt uns der Kapo an:An die Arbeit, ihr Brüllaffen!, und augenblicks laufen wir so schnell wir nur können aus der Garage hinaus an unseren Arbeitsplatz, nur fort, nur weg, wieder ran an die. harte Arbeit mit äußerster Anstrengung, denn dort werden wir doch wenigstens nicht noch obendrein körperlich mißhandelt.

Ich sehe deutlich, daß sich die alten Häftlinge noch eifriger an die Arbeit machen, sie kümmern sich um nichts mehr, jeder ist sich selbst der Nächste, keiner sagt ein Wort, alle hacken und schaufeln und karren nur, als wären sie vom Teufel besessen.

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