besser verdient, nein, sie empfangen nach nationalsozialistischer Auf­fassung nur ihren ,, gerechten Lohn".

Unablässig hacken, schaufeln und schleppen wir die Tragkästen, ohne Aufenthalt und ohne aufzusehen. Dann und wann inspiziert der Kapo; seine Annäherung allein schon genügt, um die alten Häftlinge zu einem solchen Arbeitseifer anzustacheln, daß ihnen trotz der eisigen Kälte buchstäblich der Schweiß auf der Stirne steht. Einer von ihnen, ein Schwarzer, macht sich in hündisch kriecherischer Weise an den Kapo heran und sagt ihm, daß wir Zugänge die Arbeit nicht richtig machten. Es ist offensichtlich, daß er sich nur einzuschmeicheln versucht. Aber der Kapo greift nicht ein, er weist zwar den schmierigen ,, Zinker" nicht zurück, beschränkt sich jedoch darauf, uns anzuweisen, wie wir die Arbeit zu verrichten hätten. Meine Finger und Handballen beginnen zu schmerzen, und ich spüre deutlich, daß ich in der Arbeitsleistung nachlasse.

Da rast plötzlich der Kapo - es ist der Sohn eines Bauunternehmers aus Frankfurt am Main , etwa fünfundzwanzig Jahre alt, trägt den roten Winkel, schweigt sich aber völlig darüber aus, weshalb er in das Lager eingeliefert wurde- im Laufschritt über den Platz auf einige SS.- Leute zu, die ihm von einer großen Garagentür zugewinkt haben. Die Mütze in der Hand steht er stramm vor den SS. - Leuten und verschwindet dann mit diesen in die Garage. Nach einiger Zeit kommt er wieder heraus, geht auf unsere Kolonne zu und befiehlt kurz und herrisch: ,, Mit­kommen!" Ebenso befiehlt er einer zweiten Gruppe, die in der Nähe arbeitet.

Wir gehen in die Garage. Ein weiträumiger Hallenbau, in dem zahl­reiche Lastkraftwagen und auch einige Motorräder und Baumaterial aller Art ungeordnet untergebracht sind.

Wir sollen einen 5 bis 6 Meter langen und etwa 1,20 Meter hohen Dampfkessel auf einen Lastwagen heben und schieben zunächst dicke Kanthölzer unter den Kessel. Einige Häftlinge packen die Kanthölzer, andere die Laschen und Armaturen an. Mit äußerster Anstrengung ge­lingt es uns, den Kessel einseitig etwas anzuheben, aber wir bekommen ihn nicht von der Stelle. Auf Anweisung des Kapos werden dann Rund­hölzer unter den Kessel geschoben, und nun können wir ihn bis an den Lastkraftwagen bringen. Und dann gelingt es uns auch nach mehrmali­gem Ansetzen, ein Ende des Kessels mit äußerster Kraftanstrengung auf den Wagen zu schieben, aber dann geht es nicht weiter.

Wir bekommen das andere Ende 30, 40, vielleicht auch 50 Zentimeter hoch, zittern in den Knien, keuchen, schwitzen, aber es geht einfach

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