Dennoch, das Arbeitstempo ist hier um vieles härter, und ich beginne, den grundsätzlichen und entscheidenden Unterschied zwischen der Arbeit in den Strafanstalten und im Konzentrationslager zu erahnen.
In beiden Fällen ist die größtmögliche Arbeitsleistung das Ziel, in beiden Fällen wird die Arbeitskraft bis zum äußersten ausgenutzt. In den nationalsozialistischen Strafanstalten stand die Arbeitskraft aber nicht unbegrenzt zur Verfügung. Der Sträfling mußte daher arbeitsfähig erhalten werden. Und nach der Verbüßung der Strafzeit mußten die meisten Strafgefangenen wieder in die Gesellschaft zurückgeführt werden und also auch dann noch arbeitsfähig sein.
Hier aber, im Konzentrationslager, gibt es diese Grenzen nicht mehr. Es sind genug Arbeitskräfte vorhanden. Und sie fließen dem Lager aus einem scheinbar unerschöpflichen Reservoir in ständig wachsender Zahl zu.
Und dann, was sind das für Menschen, die im Konzentrationslager als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen? Die rücksichtslose Ausmerzung aller Menschen, die sich gegen den Nationalsozialismus auflehnen oder ihm sonstwie im Wege stehen, ist offen ausgesprochener Grundsatz. Ein Menschenleben gilt diesen Nationalsozialisten nichts. Sie sind mit einer Frivolität, die einem normalen Menschenhirn einfach nicht faßbar ist, grundsätzlich bereit, Menschenleben zu vernichten, und sie sind nicht nur dazu bereit, sie tun es auch! Und so ist die Arbeit der Konzentrationshäftlinge für sie nur ein Mittel mit doppeltem Zweck: Ausrottung des Gegners und gleichzeitige Beschaffung eines bequemen und nach ihrer Ansicht genußreichen Daseins. Sie zwingen die Menschen, die wehrlos in ihre Hand gegeben sind, bei der Arbeit für sie-
zu sterben! Was gilt ihnen schon der Tod eines Gegners?! Sie sind in unfaßbarer Verdorbenheit bereit, Millionen Menschen auszurotten, wohlgemerkt, nicht zehn, hundert oder tausend, nein, Millionen! Und sie taten es auch! Sie sind so abgrundtief verworfen, so unfaßbar demoralisiert, so bar aller Menschlichkeit, daß sie selbst vor der grausamsten Grausamkeit nicht zurückschrecken, wenn sie ihnen einen Vorteil oder einen Genuẞ bringt.
Das Vieh, das auf die Schlachtbank geführt wird, wird betäubt und kurz und rasch getötet. Der Mensch aber kann, bevor er stirbt, noch ,, ausgewertet werden. Mag er an den Qualen furchtbarer Fronarbeit sterben! Was macht das schon aus!! Es sind genug, übergenug solcher Menschen da. Es kommt nut darauf an, aus jedem einzelnen alles, aber auch alles herauszuquetschen, was Vorteil und Genuß bringt. Und dann, so soll es nach nationalsozialistischer ,, Überzeugung" auch sein; diese Menschen sollen gequält, gemartert, gefoltert werden, sie haben es nicht
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