gerade eben fertiggestellt worden zu sein, denn rundherum liegt noch Baugerät und Material aller Art, und ich sehe auch, daß hier und da an der Baracke noch Arbeiten zu verrichten sind.

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Der Blockälteste nimmt uns Zugänge in Empfang und verteilt uns auf die einzelnen ,, Stuben", von denen es im Block vier gibt. Ich komme auf Stube C im Oberstock.

Der Block ist im Prinzip so eingerichtet wie die Holzbaracken: Ein­gang in der Mitte, unten die Stuben A und B. Oben, über eine zemen­tierte Doppeltreppe zu erreichen, die Stuben C und D. Von einem schmalen Flur führen drei Türen in den Waschraum und die beiden Stuben rechts und links. Der Waschraum ist modern und praktisch ein­gerichtet. Ein großes Rundbecken, an dem sich gleichzeitig etwa 20 Häftlinge waschen können, Aborte und eingemauerte Fußbadewannen, Fliesen auf dem Fußboden und an den Wänden. Die Tagesräume sind mit neuem, sauberem Mobiliar, Bänken, Schemeln, Spinden und einem Lautsprecher ausgestattet, der an das Mikrophon im Wachtzimmer oben am Tor angeschlossen ist. Die Deckenbeleuchtung besteht aus großen, zweckmäßigen, nicht ungefälligen Milchglaskugeln.

Am Abend meiner Einlieferung ins Lager sehe ich allerdings von diesen Dingen kaum etwas, denn der Tagesraum ist derartig mit Häft­lingen überfüllt, daß von den Einrichtungsgegenständen nur wenig zu sehen ist. Aber später hatte ich reichlich Gelegenheit, den Tagesraum ohne Häftlinge zu sehen, und ich hatte dabei stets den Eindruck, daß die Gliederung und Einrichtung zweckmäßig und hygienisch einwand­frei war. Unter Berücksichtigung dessen, daß es sich hier um den Auf­enthaltsraum für Menschen handelt, die man nicht mehr als Menschen anerkennen zu glauben durfte, war der Tagesraum geradezu vorbildlich. Auch der Schlafraum, den man vom Tagesraum durch eine dem Ein­gang gegenüberliegende Tür erreicht, zeigt dieselbe Zweckmäßigkeit und Reinlichkeit. Hier brauchen allerdings die Häftlinge gar nicht anwesend zu sein, um die ahnungslosen Besucher sofort davon zu unterrichten, daß das KZ. eine Einrichtung ganz besonderer Art ist, denn die Gänge zwi­schen den Bettreihen sind so eng, daß sich eine Person gerade noch hin­durchzwängen kann. Die Betten- einfache, eiserne Bettgestelle- stehen vierfach, an einigen Stellen sogar fünffach übereinander. So entsteht hier sofort der Eindruck, daß der Schlafraum viel zu stark belegt ist. Die Häftlinge, denen die oberen Betten zugewiesen sind, müssen wahrhafte

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