wäre verboten. Es müßte fleißig gearbeitet werden, und zwar bis zum Umfallen. Alles, was vom Stubendienst, den Blockältesten, den Kapos, der Lageraufsicht und den Lagerältesten angeordnet würde, müßte sofort und widerspruchslos erfüllt werden. Vor allem dürfte kein Fluchtversuch, der sowieso hier Unsinn wäre, unternommen werden. Denn dann würde sofort geschossen, und das ganze Lager müßte darunter leiden. Wer irgend etwas hätte, könnte sich an ihn wenden. Wo er helfen könne, würde er helfen. Wer aber hier nicht gehorche, der kriege seinen Teil. Er könne unmöglich alles aufzählen, was im Lager als Strafen tägliche Gepflogenheit wäre. Er wolle uns nur eines sagen: Hier im Lager gäbe es nichts, was nicht möglich wäre bis zum Aufhängen, und das Letztere besorge er sogar selbst. Überhaupt, daß wir es nur von vornherein wüßten, er sei hier mit die Hauptperson im Lager. Politisieren sei verboten. Das gelte insbesondere für die Politischen unter uns. Innerhalb des Lagers wären wir fast ohne SS.- Aufsicht. Dafür gäbe es hier aber um so mehr Spitzel. Jeder möge sich nur auf sich selbst verlassen, das wäre das Beste. Im übrigen würden wir wohl bald herausfinden, wem wir vertrauen könnten und wem nicht. Draußen auf den Arbeitsstellen würden wir von SS.- Leuten bewacht. Keiner dürfe mehr als bis auf fünf Schritt an diese Leute herangehen. Wer die Postenkette auch nur aus Unachtsamkeit überschreite, würde sofort erschossen. Er könne nur raten, niemals näher als auf zehn Schritt an den Posten heranzugehen, auch wenn er dazu durch den Posten aufgefordert würde. Vor allen Dingen rate er aber, im sonstigen jeden Befehl sofort zu befolgen und sich streng an die Lagervorschriften zu halten, denn hier würde man sehr schnell eine ,, matschige Leiche", das hieße, man würde nicht von heute auf morgen, sondern etwas langsamer, aber absolut sicher ins Jenseits transportiert. Das Zuschauen bei solchem Transport wäre schon eine wenig angenehme Sache, noch unangenehmer aber, wenn man selbst auf Transport gebracht würde.
Als nun ein zweiter Häftling, der gleichfalls eine Armbinde trägt, auf uns zukommt und sich neben den Sprecher stellt, wird dieser merklich unsicher. Das Wort geht ihm nicht mehr so fließend vom Mund wie zuvor, und nach einigen, jetzt mehr zusammengestotterten Sätzen fragt er den Hinzugekommenen: ,, Willst du noch ein paar Worte sagen?" Der schüttelt den Kopf. Und dann wird uns gesagt, daß wir nun in unsere Blocks gebracht würden. Alles Weitere würde uns der Stubenälteste sagen.
Auf dem Wege durch die Barackenreihen sinne ich darüber nach, warum der erste Häftling wohl so unsicher wurde, als der zweite mit
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