mit einem dicken Eisengitter versperrt. Wir sehen, daß in dem Eisen­gitter eine kleine Tür geöffnet wird und den Blick auf einen großen Platz freigibt. Der SS. - Mann fährt fort: ,, Seht ihr das, ja?- Jetzt geht's mit Karacho da hinein! Verstanden?! Rechts um! Laufschritt-

marsch, marsch!!"

Und wir stürmen wie die Besessenen los, einer noch wilder als der andere. Wir sind bereits ,, dressiert" und merken gar nicht, daß wir dies­mal nicht geschlagen und gestoßen werden, daß die SS. - Leute ruhig stehen bleiben und sich gar nicht erst die Mühe zu machen brauchen, uns wie störrisches Vieh zu treiben.

Am engen Lagereingang gibt es ein wüstes Gedränge und Geschubse, als wäre der Teufel hinter uns. Es ist wie ein tragisch- trauriger Witz: Keiner von uns wollte ins KZ., und jetzt will jeder zuerst ins Lager hinein...

Und als wir dann auf dem Platz sind und von zwei dort stehenden Häftlingen in Empfang genommen werden, sind wir wieder völlig außer

Atem.

Die beiden Häftlinge weisen uns an, uns in Reih und Glied auf­zustellen. Sie tragen alte, saubere Soldatenröcke aus blauem Tuch, grau­grünliche, gestreifte Hosen und schirmlose Mützen in gleicher Farbe und ebenso gestreift wie die Hosen. Auf der linken Brustseite ihrer Röcke und auf der rechten Hosennaht in Kniehöhe ist je ein rotes Tuchdreieck, mit der längeren Spitze nach unten gerichtet, aufgenäht, und darüber sind schmale weiße Leinenstreifen mit einer schwarzen Nummer. Ihre Gesichtsfarbe ist gesund und frisch, ihre Körperhaltung gestrafft und ihr Ernährungszustand zwar nicht ausgesprochen gut, aber auch nicht schlecht. Der eine von ihnen sagt uns: ,, Da habt ihr heute mal Schwein gehabt, daß ihr so ruhig durchs Tor gekommen seid."--­

Vor uns liegt ein großer, nach hinten zu abfallender Platz, der mit gelblich weißen und grauen Schottersteinen planiert ist. Auf der linken Seite zieht sich ein etwa drei Meter hoher Stacheldrahtzaun entlang, hinter dem in einiger Entfernung primitive Holzbaracken stehen. Die erste von ihnen ist mit einem großen ,, I A" beschriftet. Es handelt sich um die Baracken I A bis V A, in denen noch über 20 000 Juden aus der letzten Progromwelle untergebracht sind. Aber das wissen wir jetzt noch nicht.

24