schen Wesens, wie ein bald heiterer, bald ernster Zu­sammenklang aller Leistungen deutscher Phantasie, deutscher Kunst und deutschen Handwerks durch alle Epochen unserer bewegten Geschichte hindurch spra­chen uns unsere Städte an. Überall waren wir heimisch, überall froh, überall ernst, besinnlich und nachdenk­lich. Sitte und Volk, Lied und Sprache ergriffen in den Mauern unserer Städte unsere Herzen. Was die sinnliche Welt darbot, war wie ein Echo in unserem Innern. Heute ist jeder Gang durch unsere Städte eine endlose via dolorosa.

Und untergegangen ist der ganze in mühevoller Arbeit der Ahnen angesammelte Reichtum. Die Brücken über Täler und Flüsse sind zerbrochen, Häfen und Handels­flotte ruiniert, das Eisenbahnnetz, einst das beste Euro­ pas , ist samt allem rollenden Material verwüstet, der Luftverkehr unmöglich gemacht. Die Straßen sind ver­braucht, Fabriken und Werkstätten dezimiert oder für längere Zeit untauglich zur Aufnahme der Friedens­produktion. Die Landwirtschaft ist in einem Zustand äußerster Erschöpfung und ohne ausreichende Arbeits­kräfte. Alle Güter des zivilen Bedarfs sind verbraucht, Finanzen und Währung liegen auf toten Gleisen, die Verwaltung ist zerstückelt und entbehrt der zentralen Führung. Mangel und Not, geistig und leiblich, be­drohen Millionen deutscher Menschen. Noch ist das Volk von einem starren Entsetzen gepackt und blickt nach den Urhebern und Verantwortlichen seines Elends, die sich einer nach dem anderen durch Selbstmord der Gerechtigkeit entzogen. Jämmerlich war die Verwir­rung der Auguren in der Stunde des Zusammenbruchs. Keiner verblieb in männlicher Haltung auf dem Po­sten, den er sich zurecht gemacht oder mit Gewalt und Terror ergattert hatte. Soweit diese Repräsentanten des

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