Führergruppe von Verrückten und Selbstmördern. Selbst das letzte Soldatenglück, das Schiller in Wallen­ stein den Kämpfern des Dreißigjährigen Krieges ver­heißt, nämlich heimkehren zu dürfen in den Frieden, in die Menschlichkeit, blieb den deutschen Soldaten dieses Krieges verwehrt. Zu Millionen gerieten sie in­mitten der Heimat in Gefangenschaft, dem Hunger, der Erschöpfung, der vollkommenen Unsicherheit über­lassen, ohne Nachricht vom Schicksal der Angehörigen und ohne Möglichkeit, diesen ein Lebenszeichen zu ge­ben. Der eine Kommandant kapitulierte, der andere leistete Widerstand. Von der Einstellung des einzelnen Befehlshabers hing es ab, ob die Kämpfenden in die Gefangenschaft gerieten, oder ob sie ihre Wohnstätten und Arbeitsplätze mehr oder weniger unversehrt, oder als jämmerliche Trümmerhaufen, ihre Angehörigen le­bend oder tot wiederfinden sollten. Das war das Ende des Führerstaates.

Hätte ein Veto des Generalstabs den Krieg abgebro­chen, als er nach allen Gesetzen der Kriegswissenschaft als verloren gelten mußte, so hätten sich auch die Zer­störungen in Deutschland noch in erträglichen Grenzen gehalten; denn die ganze Wucht der feindlichen Luft­offensive ist erst in den Jahren 1943-45 über uns hin­weggebraust. Eine Regierung, die unfähig war, Land und Volk vor solchem Unheil zu schützen, erklärte da­mit vor aller Welt offen ihren Bankerott. Der einzige Dienst, den sie dem Lande noch hätte leisten können, wäre der Rücktritt gewesen. So aber konnte es ge­schehen, daß das Antlitz des Vaterlandes in einer schmerzvollen Weise bis zur Unkenntlichkeit verstüm­melt wurde. Wie haben wir dieses Antlitz geliebt und als ein köstliches, wohlbehütetes Gut von Generation zu Generation vererbt! Wie eine Symphonie des deut­

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