gliedern" gab es viele, die ihre schützende Hand über Verfolgte hielten, die ohne diese Hilfe zugrunde ge­gangen wären. Natürlich haben auch die nicht gefehlt, bei denen die Charakterlosigkeit Prinzip war, und an­dere, die ohne sicheres weltanschauliches Fundament waren, sind dem Blendwerk der Agitation und der Auf­machung zum Opfer gefallen und sie sind häufig zu recht komischen Anwälten des Neuen geworden. Die Heiligen und die Helden sind in solchen Zeiten immer in der Minderheit. Selbst in der Katholischen Kirche , deren Gleichschaltung unmöglich war, noch mehr in der protestantischen, die sich nur mit teilweisem Er­folg der versuchten Ausrichtung auf den Nationalsozia­lismus widersetzte, waren schwankende Gestalten anzu­treffen. Einflußreiche Kreise der protestantischen Kir­che haben sogar ein erhebliches Maß von Schuld da­durch auf sich geladen, daß sie den Nationalsozialis­mus vor der Machtergreifung in unbegreiflicher Weise weitestgehend förderten. Im ganzen gesehen fühlten sich aber die deutschen Menschen vom Nationalsozia­lismus vergewaltigt und unterdrückt. Wie eine faule Frucht sind denn auch die Partei, ihre Einrichtungen, ihre Zeremonien und ihre Begrüßungsformeln vom Körper des Volkes abgefallen. Nichts von alledem war in die Tiefe gegangen. Das Volk fühlt sich jetzt erleich­tert und freier und es würde aufatmen, wenn nicht Trümmer und Trauer wären, wenn nicht die Sorge wie ein Alpdruck auf ihm lastete. Gewiß, Leid ist notwen­dig als Folge der Schuld, die gesühnt werden muß. Aber Leid ist nicht ewig, es muß durch den magischen Akt der Liebe getilgt werden. Erlöse uns von dem Übel, vergib uns unsere Schuld, flehen die Menschen in allen Zungen zu Gott . Schuld kann aber nicht durch neue Schuld ausgelöscht und gesühnt werden. ,, Schuld

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