konnten uns nicht selbst befreien. Daß dies geschehen konnte, ist eine Schande für Deutschland ." Dieser Fal­kenhorst freilich hatte tapfer dabei mitgeholfen. Unsere Gegner beurteilen uns nicht richtig, wenn sie alle Deutschen , mit Ausnahme der ausgesprochen anti­faschistischen Kreise, in einen Topf werfen und ihnen mißtrauen. Von dem allerdings großen Heere der di­rekten und indirekten Nutznießer des gestürzten Sy­stems abgesehen, deren Unschädlichmachung Leben und Ehre der Nation erfordert, abgesehen auch von einem wesentlichen Teile, der seit 1933 herangewach­senen, schamlos irregeleiteten Jugend, ist die Mehr­heit des Volkes in Wahrheit nie faschistisch ge­wesen. Die Massen waren, nachdem die neuen Gewalt­haber im Verlaufe der Jahre 1933 und 1934 die alten politischen und wirtschaftlichen Organisationen zer­stört und den totalen Nazistaat errichtet hatten, füh­rerlos geworden. Sie wurden in die neue Form gepreßt, wobei alle Methoden der Gewaltandrohung, sichtbare und unsichtbare, mit wahrhaft teuflischem Sachver­ständnis zur Anwendung gelangten. ,, Erfinder des frei­willigen Zwanges" war der Beiname, den der Volks­mund Hitler gab. Viele fürchteten bei vollständiger Nichtbeachtung des neuen Staatsgebildes ohne prak­tische Tätigkeit und Wirkung zu bleiben. Das war je nach der Stelle, die sie im wirtschaftlichen Leben be­kleideten, nicht immer unrichtig. Aus diesem Grunde machte man Konzessionen und wurde wenigstens Kar­teimitglied, wie der Witz diejenigen Mitglieder der NSDAP . betitelte, die sich das Hakenkreuzzeichen nur ansteckten, um unter seinem Schutze ungestört arbei­ten zu können. So etwas ist auch in früheren Zeiten vorgekommen z. B. beim Übergang von einer Religion oder Konfession zur anderen. Unter diesen ,, Karteimit­

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