entfernt mit der Führung in Verbindung gebracht wer­den konnte. Die Ereignisse des 20. Juli hatten dies be­wiesen und darum auch zunächst sehr einschüchternd gewirkt. Zwar bestand eine verbreitete unterirdische Propaganda. Es bildeten sich zahlreiche Gruppen und Grüppchen, die unabhängig voneinander gegen den Krieg und das Nazisystem arbeiteten. Sie hätten jedoch nur in Verbindung mit rebellierenden Truppenteilen Bedeutung erlangen können. Als solche waren aber die zahlreichen Deserteure nicht anzusehen, die sich zu Tausenden in Berlin herumtrieben. Sie waren, kriegs­müde, der Gefahr ausgewichen und in der Regel nicht gewillt, sich neuen Schwierigkeiten auszusetzen und aktiv die Waffen gegen das System zu erheben. Die Auflösung des deutschen Heeres vollzog sich 1945 in ganz anderen Formen als 1918. Damals gab es noch einen Zusammenhalt der Verbände, einen geordneten Rückmarsch in die Heimat, einen Einzug in die Gar­nison, einen Willkommengruß der Bevölkerung. Jetzt waren die Verbände zersprengt, zerrissen, vom Feinde gehetzt, der mit seiner Übermacht in einem atemberau­benden Tempo durch Deutschland stieß. Zu Zehntau­senden wurden Soldaten nach vieljähriger treuester Pflichterfüllung ihrem Schicksal überlassen und muß­ten sich hungrig und bettelnd bei Nacht durch die Landschaft nach Hause schleichen, stets auf der Suche nach einer Gelegenheit, das Feldkleid mit einem schä­bigen Anzug zu vertauschen, um auf diese Weise der in letzter Minute noch drohenden Gefangenschaft zu entgehen.

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