Stuhl da, kein Tisch und nicht einmal ein Bett. Man mußte auf dem bloßen Zementboden liegen mit ein paar Decken zum Einwickeln. Die Nahrung bestand häufig nur aus Wasser und Brot. Hoegg mußte allen ,, Sport " des Lagers, so nannte man die Menschenquälerei, in den verschiedenen Abstufungen, durchmachen. Erst als die Nachricht von dem Feldtode seines einzigen Sohnes im Lager eintrifft, wird er aus der Isolierung frei. Jetzt durfte er mit den Kameraden im Block wohnen, aber die Nachwirkungen der seelischen und körperlichen Behandlung blieben nicht aus. Schwere Krankheit brachte ihn fast ein Jahr lang ins Revier. Rippen müssen herausgenommmen, ein Bein muß lange behandelt werden. Inzwischen hatte der Schuft aus Augsburg seinen Posten verlassen. Auch hatte sich die Behandlungsmethode des Lagers etwas gebessert, weil man die Menschen für die Arbeit brauchte. Hoegg kommt auf ein Kommando, ist aber häufig krank. Das Schlimmste hat er überstanden, körperlich zwar schwer angeschlagen, aber geistig ungebrochen, stand er vor mir, als er seine Geschichte erzählte.
,, Es gibt im Leben keine Nacht, die nicht noch ihren Schimmer hätte." Trotz des Elends und des Grauens, das mir im Konzentrationslager auf Schritt und Tritt entgegentrat, behielt Gottfried Keller mit diesem Satz auch hier recht. Unmittelbar nach meiner Aufnahme im Block 26 sagte Clemens zu mir: ,, Wenn du in der deutschen Kriegsversorgung tätig warst, müßtest du eigentlich auch den Ministerialrat Nedoma kennen, der im Sozialministerium der tschechisch- slowakischen Republik die Führung der Opfer des Krieges unter sich hatte." Tatsächlich hatte ich ihn bei einer Konferenz in Prag anläßlich eines Bankettes, bei dem er die Regierung vertrat, kennengelernt. Clemens sagte mir nun,
186


