hem Rang gekommen, Eintagsfliegen in diesem Bereich, die bald ihre gewohnte Straße schritten, die von Hoch­verratsverfahren zu Festungshaft, Gefängnis und Kon­zentrationslager führte. Oft zeichneten sie mit schar­fem Verstand die Umrisse des Kommenden, in dem sie auf ihre Stunde hofften. War es aber da, dann zeich­neten sie wieder.

Im Lager hatte sich bei einigen alten Freunden meine Anwesenheit herumgesprochen. Zu ihnen gehörte Cle­ mens Hoegg aus Augsburg . Wir lernten uns vor drei­unddreißig Jahren kennen. Ich übernahm damals die Redaktion der neugegründeten sozialdemokratischen Tageszeitung in Ulm an der Donau . Hoegg war ein junger Schmied in Neu- Ulm , ein kraftvoller und be­weglicher Bursche, auf den man in der Partei bereits aufmerksam geworden war. Nach dem Weltkrieg war er Parteisekretär in Augsburg und bayrischer Land­tagsabgeordneter geworden. Seinem Wesen nach war er Schmied geblieben. Eines Tages kehrt er von einer Werbereise zurück und sieht in dem Wagen der Partei­druckerei vor dem Parteihause in Augsburg einen be­kannten SS- Mann dieser Stadt sitzen. Als er den Ge­schäftsführer der Druckerei zur Rede stellt, sagt ihm der: ,, Der SS- Mann ist ein Schulfreund von mir, ein ganz harmloser Mensch, ein Narr, den man nicht ernst zu nehmen braucht. Er ist arbeitslos und möchte etwas verdienen. Da habe ich ihm erlaubt, die ,, Volkszeitung" in die Landorte zu fahren. Er tut es für 2 Reichsmark pro Tag." Da hat es den Schmied aber gepackt: ,, Du bist ein Rindvieh!" erwidert er dem Geschäftsführer. ,, Unsere Parteigenossen schlagen uns tot, wenn sie da­hinter kommen. Draußen prügeln wir uns mit der Ge­sellschaft herum und hier setzen sie sich an das Steuer unseres Wagens. Der Mann muß sofort weg." Hoegg

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