der austauschten, lief es mir manchmal eiskalt den Rücken hinunter. Ihre Parole war: Betrug ist nicht unsere Sache. Wir brechen nur ein und nehmen was der andere zuviel hat. Wer uns dabei in die Quere kommt, muß auf der Hut sein.
Einmal schilderte ein alter Zuchthäusler sein Debüt im Zuchthaus. Der Direktor, von der Mutter des Verurteilten beeinflußt, empfängt ihn freundlich: ,, Sie können es bei uns gut oder schlecht haben. Die Wahl liegt ganz bei Ihnen. Wenn Sie sich der Ordnung in diesem Hause fügen, arbeitsam und zuverlässig sind, werden Sie leicht über Ihre Strafzeit hinwegkommen. Sie können aber auch das Gegenteil erreichen, wenn Sie etwa auch hier in allem in dem Geiste handeln, der Sie hierhergeführt hat. Nun mein Sohn, wofür wollen Sie sich entscheiden?" ,, Du kannst mich am A.... lecken!" habe er dem Direktor als Antwort ins Gesicht gebrüllt. Ein Klingelzeichen! Darauf habe es mit zwei starken Wärtern eine furchtbare Schlägerei gegeben. Man habe einige Zeit gebraucht, um ihn zu überwältigen. Die Wärter schleppten ihn dann in eine Kellerzelle und unterzogen ihn einer langandauernden Kaltwasserkur, die sich einige Zeit täglich wiederholte. Er habe die Zähne zusammengebissen und den festen Willen gehabt, sich nicht klein kriegen zu lassen, aber diese Behandlung, mehrere Tage kein Essen und anschlieBend lange Zeit hindurch nur Wasser und Brot mache zuletzt auch den wildesten Vogel so zahm, daß er aus der Hand fresse. Mit einem gewissen Stolz ließ unser Held durchblicken, daß er im Grunde immer noch der schwere Junge sei, wie in seiner Sünden Maienblüte. Er hatte einen unvorstellbar rohen und gewöhnlichen Gesichtsausdruck. Das moralische Irresein war das Kennzeichen dieser Gruppe von Häftlingen, von der
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