manchen Juden wird man bei solchen Gelegenheiten geschröpft haben.

In diesem Zusammenhang muß ich eine Einrichtung erwähnen, die während meines Aufenthalts im Kon­zentrationslager Sachsenhausen geschaffen worden ist. Sie wirft ein bezeichnendes Licht auf den kulturellen Tiefstand des ganzen Systems. Eines Tages flüsterte mir Otto, bewährter Sachverständiger in diesen Angelegen­heiten zu: ,, Höre mal, Erich, ist es nicht eine Schande, mir macht man einen Vorwurf daraus, daß ich in Frankfurt zwei Puffs habe und jetzt errichtet man im Lager selbst ein offizielles Bordell." Dann erzählte er mir, der Kommandant habe die Einrichtung einer sol­chen Anstalt veranlaßt. Einem weiblichen Konzentra­tionslager habe man zehn deutsche und fünf polnische Frauen entnommen, die letzteren seien für polnische und russische Häftlinge reserviert. Die Mädchen seien gut gekleidet und in einem neben dem Revier liegen­den Block untergebracht, den man für diesen Zweck hübsch anheimelnd und stilvoll hergerichtet habe. Zur Einweihung habe der Kommandant, der persönlich an­wesend sein werde, die Blockältesten eingeladen. Bei Musik und Bier, Zigarren und Zigaretten sollten sie sich mit dieser Attraktion des Lagers und ihren schö­nen Repräsentantinnen bekannt machen. Otto ließ sich von dem immer hilfsbereiten Wilhelm Blöding, Mei­sterfriseur aus Torgau , rasieren, parfümieren und das Haar stilvoll schneiden und frisieren und schwirrte in das neue Lagerlusthaus ab. Er kam sehr enttäuscht zu­rück, erzählte, er habe sich mit seiner Dame ganz gut unterhalten, ihren Lockungen jedoch widerstanden, denn er sei von Frankfurt her etwas Besseres gewöhnt. Bald nach den Einweihungsfeierlichkeiten kam der Be­trieb richtig in Gang. Sobald ein Häftling einen Besuch

176