Postkarten, die aber nicht mehr als vier Seiten zu fünfzehn Zeilen enthalten durften. Briefe, die diesen Voraussetzungen nicht entsprachen, wurden einfach vernichtet. Diese infame Drosselung des schriftlichen Verkehrs mit der Außenwelt wurde von einer ganzen Schwadron von Helferinnen aus dem BDM und der Frauenschaft anhand einer umfangreichen Kartothek peinlichst überwacht. Jede nicht ganz vorsichtig abgewogene Bemerkung bewirkte, daß der Brief zerrissen oder durchgestrichen an den Absender zurückgegeben wurde. Er wurde ihm aber trotzdem angerechnet. So also sah die Fürsorge für den schwerarbeitenden Häftling aus. Seinen kärglichen Lohn bekam dieser nicht in bar, sondern in Form eines Gutscheines, den er beim Blockschreiber abgab, damit dieser eine entsprechende Gutschrift auf dem Konto des Häftlings bewirkte. Der Block lieferte die Gutscheine gesammelt der Kantine ab, bei der dann für ihn ein entsprechendes Guthaben entstand. Alle Einkäufe mußten in der Kantine getätigt werden, wobei der Blockschreiber die Bestellungen im ganzen für seinen Block machte. Es gab damals noch Briefpapier, Briefmarken, Salz, hier und da einmal Kartoffelsalat, oder, wenn der Block Glück hatte, ein Faß Braunbier. Auch Zigarren, Zigaretten, Rauch- und Kautabak konnte man kaufen, jedoch in immer schlechter werdender Qualität und in von Woche zu Woche verminderter Menge. Nach meiner Entlassung kamen alle Rauchwaren in Fortfall. Der Häftling machte seine Bestellungen beim Tischältesten, der sie gesammelt an den Blockschreiber weitergab. Nach dem Kauf wurde das Konto des Häftlings entsprechend belastet. Bier und Salz wurden nach Kopfzahl umgelegt. Es gab reiche Blocks, denen wohlhabende Häftlinge, die entlassen worden waren, größere Stiftungen gemacht hatten. Auch
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