Schrauben und das Stopfen von Strümpfen. Beides wurde unter der Aufsicht von Vorarbeitern in einem bestimmten Block innerhalb des Lagers verrichtet. Für Häftlinge, die dauernd arbeitsunfähig waren, ohne im engeren Sinne krank zu sein, gab es den sogenannten Schonungsblock. Er wurde von Häftlingen, die noch über einen Rest von Lebenskraft verfügten, nach Möglichkeit gemieden, weil man Kranke grundsätzlich nicht entließ. Insassen des Schonungsblocks konnten also nicht mit ihrer Entlassung rechnen. Sie galten vielmehr als Anwärter für die Entlassung durch den Schornstein.
Clemens erklärte mir, er werde mich dem Arbeitseinsatz überhaupt nicht melden, sondern zu seiner Entlastung im Block beschäftigen. Dazu war lediglich erforderlich, daß er mich jeden Morgen vom Appellplatz durch die Wachen hindurchschmuggelte, weil diese streng darauf achteten, daß nur Häftlinge mit bestimmten Ausweisen in den Block zurückkehrten. Dem klugen Clemens gelang dieses Manöver jedesmal. Während der Blockälteste in der Regel ein recht bequemes Leben führte, lastete auf dem gewissenhaften Blockschreiber eine ziemliche Arbeit. Durch seine Hände ging gewissermaßen das Schicksal jedes einzelnen der 400 bis 450 Häftlinge des Blocks. Da er jederzeit im Stande sein mußte, über einen Häftling Angaben zu machen, ja da er sogar wissen mußte, in welchem Bett er schlief und welchem Tisch er zugeteilt war, ließ es sich nicht umgehen, Karteien, Blockbücher , Register und Listen unter den verschiedensten Gesichtspunkten aufzustellen und auf dem laufenden zu halten. Die Appelltafel, die die Grundlage der Appelle war, mußte zuverlässigen Aufschluß über den Verbleib jedes Häftlings geben. Die Schlußzahl hatte stets mit
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