Der niederschmetternde Eindruck, den meine äußere Erscheinung bei meiner Sekretärin hinterlassen hatte, ließ in ihr den Entschluß noch stärker reifen, mit allen Mitteln meine Befreiung aus dieser Hölle zu erwirken. Unermüdlich war sie für mich tätig und es gelang ihr sogar, Ratschläge von SS - Leuten zu erhalten, die beim Reichssicherungshauptamt tätig waren, sowie den Beamten zu gewinnen, der meine Akten bei der Gestapo bearbeitete. Es war erstaunlich, in welchem Umfange er Andeutungen über den Inhalt dieser Akten machte. Danach hatte man nach meiner Verhaftung allerlei Material gegen mich zusammengetragen, um die Verbringung in ein Konzentrationslager nachträglich zu rechtfertigen. Ich konnte zwar wohl vermuten, aus welchen Quellen es floß, aber sichere Anhaltspunkte, die es heute ermöglichen würden, die Denunzianten und Verräter zu fassen, ließen sich nicht gewinnen. Eine niederträchtige Rolle hat aber bestimmt der Ortsgruppenleiter der Ortsgruppe Wiking in Berlin gespielt, der Angaben gemacht haben muß, von deren Lügenhaftigkeit und Sinnlosigkeit er hätte überzeugt sein müssen.
Für mich war damals vor allem wichtig, daß die Ge stapo keine Anhaltspunkte für meine Verbindung mit Dr. Leber und meine Beteiligung an der Versorgung mit Lebensmitteln für den versteckt gehaltenen Parteifreund Leuschner erhielt. Beide haben ihre Aktivität gegen den Faschismus mit dem Leben bezahlt, aber nichts ist vor ihrem bitteren Ende über ihre Lippen gekommen, das einen ihrer Gesinnungsfreunde hätte belasten können. Das deutsche Volk hat allen Anlaß, solchen Helden ein Denkmal zu errichten. Die Verbindungen, die meine Sekretärin anknüpfte, erwiesen sich auch nach meiner Entlassung als sehr wert
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