er aus privaten Mitteln bestritt. Bei dieser Arbeit bediente er sich hin und wieder meines Rates, insbesondere bei der Wahl seines Sekretärs, die auf den Schriftsteller Karl Distelbarth fiel, einen vorzüglichen Kenner und Freund des französischen Volkes. Distelbarth hatte nun das Pech, daß ein von ihm Monate zuvor verfaßter Artikel über das Abrüstungsproblem in einer Pariser Zeitung erschien, als diese in der gleichen Nummer ein Bild veröffentlichte, das zeigte, wie ein jüdischer Geschäftsmann mit einem diffamierenden Plakat auf der Brust von einer johlenden Menge durch die Straßen Münchens getrieben wurde. Distelbarth floh nach Frankreich , sein Sekretariat wurde aufgelöst, Material wurde beschlagnahmt und die Privatpost Robert Boschs überwacht. Ich sollte nun bekunden, daß Distelbarth, der aus einer von Württemberg nach dem Sude tenland verpflanzten Familie stammte und den Krieg als österreichischer Offizier mitgemacht hatte, ein ,, tschechischer Spion" sei. Alles war deutlich darauf ange-. legt, ein Landesverratsverfahren aufzuziehen. Das waren also die unzulässigen Beziehungen zu pazifistischen Kreisen des Auslandes, für die sich nach der Nazipresse die Staatsanwaltschaft interessieren sollte. Ich habe von der Schutzhaft aus Herrn von Neurath, der ja Außenminister in der Regierung Hitlers geblieben war und die Zusammenhänge meiner Besprechungen in Lau sanne genauestens kannte, auf diese Vorgänge aufmerksam gemacht und um sein Einschreiten ersucht. Eine Antwort habe ich nicht erhalten.
In der Zelle des Stuttgarter Polizeigefängnisses blieb ich etwa zehn Tage. Eines Morgens wurde ich gerufen und ersucht, im Hofe einen großen Autobus zu besteigen. Dort fand ich den sozialdemokratischen Landtagspräsidenten Pflüger und den demokratischen Politiker
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