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Hertz erklärte Popitz, daß ein Verbot der SPD . nicht geplant sei, wohl aber ihre Beschränkung auf ein Min­destmaß durch entsprechende Gestaltung des Wahl­rechts. Die Gewerkschaften sollten nach Popitz ent­politisiert und ihre Tätigkeit gesetzlich genau be­grenzt werden. Die sozialdemokratische Presse sollte einer genauen Zensur unterworfen werden. Diese Äuße­rung hat wohl die politischen Absichten des deutsch­nationalen Flügels der Habsburger Front widergespie­gelt. Um sie zu verwirklichen, haben sie ganz Deutsch­ land dem Faschismus ausgeliefert. Die fortschreitende Gleichschaltung aller Organisationen und Vereine, vor allem der Schlag gegen die Gewerkschaften am 2. Mai 1933 hat allen Illusionen dieser Art ein Ende bereitet. Die Vernichtung der militanten Verbände, die keine Hilfsorganisationen der NSDAP . waren, war das näch­ste Ziel. Das Reichsbanner war bereits liquidiert. Ihm folgten der Stahlhelm und die deutschnationalen Kampfstaffeln; bei ihnen half man sich mit der Be­hauptung, zahlreiche Anhänger der aufgelösten marxi­stischen Organisationen hätten sich in sie eingeschli­chen. Die letzte Reichstagssitzung alten Stils fand am 17. Mai 1933 statt. Am 23. Juni wurde die SPD. auf­gelöst, am 1. Juli das Zentrum verboten. Die Deutsch­ nationale Volkspartei erledigte sich durch Selbstauf­lösung. Hugenberg verließ die Reichsregierung. Fünf Monate nach dem Verrat Papens an Deutschlands fried­licher Zukunft hatte der Faschismus auf der ganzen Linie gesiegt. Deutschland versank in die Nacht der Barbarei.

Die demokratischen Nationen standen Gewehr bei Fuß. Die Erschöpfung aus dem letzten Kriege war noch zu groß, die Erinnerung an seine furchtbare Wirklichkeit. noch zu lebendig, die Abneigung gegen neue Kriege

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