wurde nun systematisch unternommen. Wie mir Ernst Nickisch, der über gute Informationen verfügte, im März 1933 mitteilte, war in Berlin eine Anzahl hoher italienischer Funktionäre eingetroffen, welche die nationalsozialistischen Chefs der einzelnen Verwaltungsressorts auf Grund ihrer italienischen Erfahrungen berieten. Es hatte den Anschein, als ob die nationalsozialistische Führung erst das Gelände abtasten wollte, um festzustellen, wie weit ihre Macht ging. In Deutschland wurden wohl deshalb nicht sofort und nicht im ganzen Reiche die Presse und die Organisationen der SPD. verboten, sondern erst nach und nach lahmgelegt. Schließlich wurde durch Besetzung der Druckereien und Redaktionen ohne förmliches Verbot jede publizistische Tätigkeit im Sinne der Opposition unmöglich gemacht. Bezeichnend ist für jene Periode auch die Anordnung, nach der die politischen Parteien ihre Vertretungen in den Landtagen und in den Gemeinden mit dem Ergebnis der Reichstagswahl vom 5. März gleichzuschalten hatten. Dafür wurde in den Länderministerien des Innern ein großer Apparat aufgeboten, der den Anschein erwecken sollte, als sei die Fortsetzung des öffentlichen Lebens in Anlehnung an die demokratische Tradition geplant. Wahrscheinlich waren das Verschleierungsabsichten gegenüber dem Teil der„, nationalen Regierung", der nicht faschistisch sein wollte. In jenen Tagen berichtete mir der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Dr. Paul Hertz von einer Unterredung mit dem Staatssekretär Prof. Dr. Popitz, einem Mann, der ebenso gelehrt, wie wendig war und der es die ganze Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft hindurch verstanden hat, im Amte zu bleiben, bis er 1944 im Zusammenhang mit den Vorgängen des 20. Juli hingerichtet wurde. Nach Dr.
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