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neues deutsches Reich der Ehre, der Kraft, der Herr­lichkeit und Gerechtigkeit." So erklärte Hitler wörtlich in einer Wahlkundgebung im Februar 1933. Nach der theatralischen Komödie in der Garnisonskirche zu Pots­ dam war in der Krolloper zu Berlin gegen die Stim­men der sozialdemokratischen Fraktion das Ermäch­tigungsgesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich" angenommen worden. Die Verfassung und alle Garantien eines modernen Rechtsstaates wurden prak­tisch außer Kraft gesetzt. Das Reich der Gerechtigkeit begann damit, daß man eine größere Anzahl von Ab­geordneten der SPD. in Schutzhaft setzte, um sie zu­sammen mit einer ganzen Fraktion von Kommunisten an der Ausübung ihrer verfassungsmäßigen Rechte und Pflichten zu hindern. Das Reich der Ehre begann da­mit, daß man gegen ehrenhafte deutsche Männer eine Welle von Korruptionslügen verbreitete, die sich durch­weg als haltlose, dreiste Erfindungen herausstellten. Nicht in einem einzigen Falle ist den frivol angegriffe­nen Männern eine öffentliche Genugtuung widerfahren. Das Reich der Kraft begann damit, daß man eine An­zahl von Persönlichkeiten feige aus dem Hinterhalt ermordete, ohne daß auch nur der leiseste Versuch ge­macht worden wäre, der Täter habhaft zu werden, um sie der gerechten Strafe zuzuführen. Zu diesen Persön­lichkeiten, die auf solche bestialische Weise ihr Leben für die Freiheit hingeben mußten, gehörte auch mein Freund Johannes Stelling aus dem Vorstand der SPD. , Reichstagsabgeordneter und ehemaliger Ministerpräsi­dent von Mecklenburg- Schwerin , ein untadeliger Mann, dessen Aufrichtigkeit und Geradheit alle Menschen ge­wann, die mit ihm in Berührung kamen. Auch diese Tat ist bis heute nicht gesühnt worden.

Das Reich in faschistischem Geist umzugestalten,

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