war, der mußte alle Verhandlungen mit dem geschwo­renen Feind der Verfassung abbrechen und mit der Linken den Versuch unternehmen, die Staatskrise, in die Deutschland durch die Schuld der Reaktion gera­ten war, zu überwinden. Das wollte man aber nicht. Zu schön war der Gedanke, mit Hilfe des National­sozialismus die Macht der Gewerkschaften und der Sozialdemokratie für immer zu brechen.

Im Juli wird der Anspruch Hitlers auf die Kanzler­schaft noch abgelehnt. Von welchen menschlichen Qua­litäten dieser Kanzlerkandidat war und was man von ihm zu gewärtigen hatte, falls er die Macht erlangte, beleuchtete ein Vorgang, den die Welt bis zu dieser Stunde noch nicht vergessen hat, weil er der Auftakt war für alle Scheußlichkeiten und Gewaltakte, die der Nationalsozialismus in seiner zwölfjährigen Herrschaft verübt hat. Die nationalsozialistische Terrorwelle gegen politisch Andersgläubige nahm von Woche zu Woche immer größere Ausmaße an. Kommunisten und Reichs­banner setzten sich zur Wehr. Die Regierung sah sich genötigt, eine scharfe Verordnung gegen den politi­schen Terror zu erlassen. In dieser Zeit geschah es, daß eine Gruppe von SA- Leuten aus Beuthen nach dem Ort Potempa fuhr, dort nachts zwischen 2 und 3 Uhr gewaltsam in die Wohnung des kommunistischen Ar­beiters Konrad Pietrzuch eindrang, diesen in Gegen­wart seiner alten Mutter aus dem Bett zog und zu Tode trampelte und gleichzeitig seinen Bruder schwer verletzte. Fünf der Angeklagten wurden wegen gemei­nen Mordes zum Tode verurteilt. Am Tage nach ihrer Verurteilung erhalten sie von dem Kanzlerkandidaten Hitler das folgende Telegramm: Meine Kameraden! Angesichts dieses ungeheuerlichen Bluturteils fühle ich mich mit Euch in unbegrenzter Treue verbunden!"

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