tungen im Lande die Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten und der wachsenden kommunistischen Gefahr entsprechend zu begegnen. Diese Schlägereien waren vielfach erst verursacht worden, um einen Vorwand zum Staatsstreich zu schaffen. Hindenburg und Papen stellten die deutsche Demokratie mitten in einen Reichs­tags- Wahlkampf und angesichts bevorstehender Ent­scheidungen von Weltbedeutung vor die Wahl, entwe­der mit Generalstreik und bewaffnetem Aufstand zu antworten, oder die Verbrechen hinzunehmen in der Hoffnung, sie auf legalem Wege wieder beseitigen zu können. Es ist müßig, heute Betrachtungen darüber anzustellen, welchen Gang die Ereignisse im einzelnen genommen hätten, wenn es zu jener Zeit zum Bürger­krieg gekommen wäre. Sicher weiß das niemand. Rück­schauend darf man aber wohl sagen, daß Generalstreik und Bürgerkrieg bei der damaligen Kräfteverteilung mit hoher Wahrscheinlichkeit nur dazu geführt hät­ten, den Faschismus nach einem furchtbaren Blutbade einige Monate früher an die Macht zu bringen. In Lausanne erntete die Regierung Papen- Schleicher­Neurath die Früchte der mühevollen Arbeit des demo­kratischen Deutschland . Von den sieben Milliarden, die Frankreich unter Führung Herriots als Abschluß­zahlung nach dreijährigem Zahlungsaufschub forder­te, waren zuletzt noch 2,6 Milliarden übrig geblieben, von denen 1,6 Milliarden sofort durch fünfprozentige Bonds gezahlt werden sollten, der Rest aber in Fort­fall kommen sollte, falls er nicht innerhalb einer Frist von drei Jahren untergebracht werden konnte. Es waren heiße Wochen des Kampfes, dessen Endstadium ich miterleben durfte. Herr von Neurath hatte mich, als er von den Verbindungen hörte, die ich zu den einflußreichen französischen Kriegsteilnehmer- Organi­

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