rationen, internationale Abrüstung. Ihnen folgten im Abstand dem Range nach Danzig, Korridor und die übrigen Ostfragen. Es war darum bezeichnend, daß im­mer dann, wenn eine außenpolitische Entspannung in Sicht war, sich eine Erhöhung der nationalistischen Ak­tivität zeigte. Der Abbruch des Ruhrkampfes und das Abstoppen der Inflation mit Hilfe des Dawesplanes wurde mit dem Hitler- Putsch vom November 1923 und den nationalistischen Wahlen vom Frühjahr 1924 be­antwortet. Die Reaktion bedurfte der internationa­len Spannungen, um an ihnen das Feuer der nationa­listischen Leidenschaften stets von neuem anzufachen. Trotzdem war es den republikanischen Bemühungen gelungen, die außenpolitische Atmosphäre allmählich zu entgiften. Die Zusammenkunft von Briand und Stre­ semann in Thoiry und die Konferenz von Locarno be­reiteten den Weg Deutschlands in den Völkerbund. Das Verhältnis zu Frankreich besserte sich zusehends. Die Außenpolitik Stresemanns begann Früchte zu tragen. Auch in der Innenpolitik wehte eine frische Brise. Die Gewerkschaften aller Richtungen erstarkten. Die Tarifverträge hoben das Lohnniveau nicht unbeträcht­lich und stärkten die Stellung der Arbeiter in den Be­trieben. Achtstundentag und Urlaub wurden gesichert, die Selbstverwaltung der Sozialversicherung aufgebaut, ihre Einrichtungen verbessert, die sozialen Kriegsren­ten erhöht, die Arbeitslosenversicherung auf reichsge­setzliche Grundlagen gestellt. Wie sehr das Siedlungs­wesen gefördert worden ist, zeigt jedes Dorf, jede Stadt noch heute. In Preußen entstand in den Jahren 1920 bis 1930 durchschnittlich in jeder Woche ein neues Dorf. Die deutsche Republik hat mit tatkräftiger Unterstützung der Arbeiterparteien in den Jahren von 1920 bis 1930 mehr soziale Arbeit geleistet, als

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