damals nicht möglich war, was heute nach zwölfjähri­ger Faschistenherrschaft das selbstverständliche Gebot ist: Zusammenfassung aller antifaschistischen Kreise bis tief hinein in das Bürgertum zu einheitlicher Ak­tion, deren Ziel die Ausrottung jeder faschistischen Re­gung in Deutschland sein muß. Die unerfreulichen Ge­burtswehen der demokratischen Republik, die Tat­sache, daß Millionen deutscher Staatsbürger den inne­ren Sinn der Demokratie nicht begriffen hatten und eine folgenschwere politische Unreife an den Tag leg­ten, trugen ein Element innerpolitischer Schwäche in das republikanische Staatsgebäude, das außerdem an der Last des verlorenen Krieges schwer trug. Diese Schwäche, die zuzeiten in selbstmörderische Toleranz ausartete, hat es den reaktionären Kräften ermöglicht, ihr Haupt von neuem zu erheben.

Die Stationen des Vormarsches der Reaktion sind rasch aufgezählt: Dolchstoßlegende , Freikorpsunfug, Novem­berverbrechen, Kapp- Putsch, Ministermorde, Inflations­mache, Regierungskrise, Hindenburgwahl, Staatskrisen, Arbeitslosigkeit, Weltkrisen, Faschismus. Wie frivol wurde in allem die geschichtliche Wahrheit in ihr Ge­genteil verwandelt! Es entstand eine politische Lüge von weltgeschichtlichem Ausmaße. Nach ihr hatten Monarchismus, Militarismus und Reaktion den ersten Weltkrieg nicht verloren. Das deutsche Heer, so wurde erklärt, sei unbesiegt geblieben und durch linksradikale Wühlereien zersetzt worden. Der Sieg der Demokratie sei kein revolutionäres Ereignis von Weltbedeutung, sondern das Werk von Verbrechern. Es rückgängig zu machen, wurde mit allen Mitteln angestrebt, legalen und illegalen, auch mit Fehmemorden, durch Roll­kommandos der Schwarzen Reichswehr vollzogen. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg fielen. Schwarze

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