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ZWEITAUSEND TAGE DACHAU

dos wegen ,, Organisierens von Erdäpfeln" aufgelöst und bestraft worden; wie mir der Knabe Hiob sagte, werden von nun an die Kartoffeldiebe kurzerhand aufgehängt. Um Freund Sepp, den Bärenmaler, nicht in diese schreckliche Gefahr zu bringen, die ihm droht, auch wenn er die kost­baren Knollen nicht selber holt, sondern sie von einem landsmännischem Koche geliefert bekommt, habe ich nach allen vier Winden geschrieben. Hoffentlich bringt einer da­von den ersehnten Kartoffelregen. Vielleicht hilft auch der Pragmatiker nochmals aus. Wofür ist er nicht alles gut! Hat er doch neulich sogar Pillen gegen den Zucker Windgasses, des Evangelisten, ein zweites Mal geliefert, die sonst von keiner Seite mehr zu haben waren.

Das Gespenst Hunger klopft mit seiner knochigen Hand bereits vernehmlich an unsere Lagerpforten; gar mancher, der vor kurzem noch dick und rund war, läuft jetzt mit hohlen Backen umher. Die Augen trüben sich, die Stimmung wird noch gereizter, als sie vorher schon war, denn die Not macht die Menschen nicht besser, sondern schlechter, oder vielmehr, sie läßt den wahren Charakter, den er immer schon hatte, ans Licht treten.

Weihnachten steht vor der Tür, und ich muß jetzt manch­mal an die alte Vronik denken, jenes Weiblein in einem Albtal, welches mir von der großen Armut erzählte, die in ihrer Jugendzeit auf den Höhen der Rauhen Alb herrschte. Sie hatten nicht einmal genug Kartoffeln, so daß sie auf Weihnachten nur den einen Wunsch äußerten, sich einmal an Erdäpfeln satt essen zu dürfen. Und jetzt bin ich selber in dieser Lage, gehöre zu den Elenden, denen es verwehrt ist, sich an den Trebern zu sättigen, die die Säue fraẞen! O warum bin ich dem Vaterhause entlaufen, da ich Brotes die Fülle hatte? Warum ließ ich mir nicht genügen an den Gaben SEINER Liebe, sondern stürmte hinaus, um mich am goldenen Überfluß hungrig zu essen?

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