ZWEITAUSEND TAGE DACHAU

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bitter, kam aber nicht unerwartet. Dafür trog die Hoft- nung auf Joos nicht. Der Arzt, ein junger Pole, der später tödlich verunglückte, versagte zwar, aber ich kam dennoch hinein; schon am andern Morgen war ich in eine der Schub- laden eingereiht, und die Etikette lautete auf:Dilatatio cordis, enteritis pollakisuria und hypertrophia hypostasis.

"Ich muß es den Medizinern überlassen zu beurteilen, ob das ‚Faclatein stimmte; es war auf jeden Fall die geeignete

Zauberformel, die mich für zwei Monate an diesen Ort bannte. Nach Allach kehrte ich nie mehr zurück. Ich hatte den Lassofängern ein Schnippchen geschlagen, und dies freut mich heute noch.

Was sich weiterhin begab, findet sich in meinen Tage- büchern. aufgezeichnet, die ich weiterführte, wenn auch mit einem Fuße im Grabe. Wenn ich die früheren verbrennen mußte und andere, spätere Blätter verlorengegangen sind auf ihrer gefahrvollen Reise über den Stacheldraht, so konnten doch ihrer so viele gerettet werden, daß sich ein lückenloses Bild der weiteren Schicksale des Verfassers bis zum großen Lager-Kladderadatsch ergibt.

Sollten die Leser finden, daß diese Aufzeichnungen die Mühe lohnten, sie zu lesen, so mögen sie sich dafür bei der ehrlichen Haut, dem Pragmatiker, bedanken, der sie unter Gefahr seines Lebens hindurchgeschmuggelt und dem Schrei- ber damit einen Freundschafts-, dem Leser aber hoffent-

lich einen Liebesdienst'erwiesen hat.

Ei