BEIM KOMMANDO WÜLFERT 123
spekt draußen gelassen, und da sie vor den Feiertagen nicht mehr ausriickten, war es ganz unmöglich, ihn beizubringen. Das war Wasser auf die Verdachtsmühle. Wie sollten wir nur die Sache plausibel machen? Wir wurden gegen Abend nochmals hinübergerufen. Der Blockmogul selbst hatte uns holen müssen und ließ uns den Triumph fühlen, in dem er schwelgte, als er zwei Büchermenschen auf einmal dem Rich- ter ausliefern durfte. In Strümpfen traten wir an und wur- den dem Zeremoniale dieses Raumes entsprechend vom Obermogul mit dem Ausrufe empfangen:„Die Stückchen Mist, zzzz‘...“ Dabei spuckte er— z!z!z!z!— auf den Boden.„Na, wo ist die Liste?“—„Ich hab’ sie auf dem Kommando gelassen.“ Spöttisches Gelächter beim Mogul. „Und das soll ich euch glauben? Da müßt ihr schon feiner lügen.“— Er wollte sogleich nachforschen lassen, und wir sollten unsere„Hintersten hin richten“, nämlich für 25 da- rauf.„Marsch ab!“ Damit waren wir entlassen. Die Sache schien bedrohlich, doch als wir uns zu Beginn der Nacht nochmals begegneten, sprachen wir einander Mut zu: er mir auf Grund des Mondwechsels, ich ihm, weil ich von der Turmstraße gerade an diesem Abend ein Kraftwort aus den Psalmen bekommen hatte. Und in der Tat— die Feier- tage verliefen und weitere Wochen dazu, ohne daß wir ge- rufen worden wären. Meinen Brief bekam ich freilich zu- rück, und drin lag die Nummernliste, der man den Zorn ansah, welcher sie in zwei Stücke zerrissen hatte.
Der Direktor der Porzellanfabrik war ein guter Freund des Lagerführers, zugleich aber auch dem Pragmatiker ge- wogen. Aus diesem Grunde waren die beiden„Stückchen Mist“ noch einmal allergnädigst vor dem Schicksal bewahrt worden, von den Absätzen der Herrenstiefel zertreten zu werden. Wer war aber der geheime spiritus rector, der Voll- mond oder der, dem auch er in seiner Bahn zu gehorchen hat?


