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BEIM KOMMANDO WÜLFERT 113

so unverschämt wie je nur eine erfunden worden ist. Ich brachte mein Handtuch zum Beweis.Sieh, wie naß es mieNa, das hast du wohl nachträglich bespritzt! Einer steigerte den andern hinein; als der Kartoffelcapo davon hörte, machte er sogleich eine Meldung an den SS- Blockführer, der angeblich zufällig ins Kommando gekommen war. Ich wurde herausgerufen.Warum wäscht du dich nicht, Dreckbär? Der Dreckbär:Ich bin drei Jahre im Lager. Mich braucht niemand das Waschen zu ‚lehren.Marsch ins Bad! Ein Wunder, daß sie mich nicht ertränkten! Zur weiteren Übung meines Reinlichkeits- sinnes mußte ich vom nächsten Tag an jeden Morgen den Abort putzen.

Und erst der Blockmogul: Luzifer hatte wohl dafür ge- sorgt, daß er von meinen Besuchen auf Block 26 erfuhr. Wie ich mich nun eines Morgens erst einfand, als sich das Kommando bereits aufgestellt hatte, tat er seinen Gefühlen keinen Zwang an.Warst schon wieder bei den Pfaffen? fuhr er auf mich los, und im nächsten Augenblick lag ich am Boden, von einer Anzahl wuchtiger Ohrfeigen nieder- gepfeffert. Der Verdacht war grundlos, denn ich hatte mich auf der Lagerstraße aufgehalten; aber schon der bloße Ver- dacht genügte. Lebten wir nicht in der Zeit des Annahme- 'gesetzes?Man nimmt an, daß... und verurteilt blind- lings darauflos. Wer rief lauter Zeter über diesen unmensch- lihen Paragraphen als die Häftlinge? Und wer war geschäf- tiger, ihn auf Häftlinge anzuwenden, als die Mithäftlinge? Wahrlich, es liegt nicht an der Uniform, der Schaden sitzt tiefer: es liegt am Menschenherzen! Aus ihm steigen die Blasen auf, die der Herzenskündiger einst aufzählte:Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsch Zeugnis, Lästerung.

Wochenlang lief ich mit Veilchenaugen herum; ich konnte mich kaum sehen lassen; schämte ich mich doch fast zu Tode, nicht für den armen Geschlagenen, sondern für den ärmeren

Zweitausend Tage Dachau 8