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AUF DEM HUNGERBLOCK 73

so nachdrücklich, daß sein bleiches Gesicht wochenlang mit blauen Mälern bedeckt war. Er mochte selbst in Angst und Schrecken leben, ob er nicht dernächste sei? Der andere führte deswegen Klage über mich, weil ich ihm zwar öfters landsmannschaftlich ein Brot strich, aber es nicht dick genug strich.,.Und der Tischälteste? Dieses Herrchen, das ein feistes Pfaffengesicht hatte, ohne einer zu sein, entwickelte sich zum byzantinischen Speichellecker. Doppelt so alt wie der Pascha hätte er dessen Vater sein können, erstarb aber in Ehrfurcht vor ihm; des Abends nahm er prustend und nackt ein Brause- bad, nur um Arnold zu gefallen, den er ein Gleiches tun sah. Es war offenkundig, daß er ganz auf seine Seite ge- treten war. So ließ er sich immer mehr zu Ungerechtigkeiten gegen mich hinreißen; bald galt, was Körner von dem klei- nen Gottlieb singt:

Drum mocht auch geschehen, was immer wollte, So mußte es Gottlieb gewesen sein,

Und, daß er sogleich gestehen sollte,

Wars üblich, ihn kräftiglich durchzubläun.

Ja, die Ohrfeigen fielen hageldicht; fast kein Tag ohne ein solches oder ähnliches Zeichen väterlicher Erziehungskunst wie Fußtritte, Rippenstöße und Nierenschläge. Die geringste Kleinigkeit gab Anlaß dazu. Mit Schauder erinnere ich mich heute noch einer Maßregelung, die mir einen der unglück- lichsten Augenblicke meines Lagerlebens brachte: das un- trügliche Auge des Stubenpaschas hatte in meinem Spinde ein Brosämlein entdeckt. Zur Sühne dafür mußte ich mit andern Verbrechern derselben Gattung unter die Brause. Nachdem wir es war noch im Winter aus dem eis- kalten Wasser wieder herausgestürzt waren, fand es sich, daß ich mein Handtuch nicht bei mir hatte. Da zwang mich der Bulle, in die Stube zurückzukehren, um es zu holen. Sie