ZWEITAUSEND TAGE DACHAU

36 körperliche Einwirkungen beendigend. Am Tor wartete eine neue Überraschung auf uns: ein Gruß der Freiheit! ,, Ar­beit macht frei!" lasen wir, mit großen Lettern in das Tor­gitter hineingeschmiedet. O, leichtgläubig Herz, daß du dich so schnell an einen Strohhalm klammerst! Wir glaub­ten dem kunstgeschmiedeten Versprechen so gerne, und es bedurfte der angestrengten Bemühungen manches Jahres, um uns von diesem Irrtum zu heilen.

Kaum waren wir durch das Tor geschritten, als uns ein neues ,, Halt!" am Boden festnagelte. Neue Fragen, neue Bekenntnisse, neue Ausrufe des Staunens über solche schäd­lichen Auswüchse der Volksseele und neue Beteuerungen, mit diesen Auswüchsen fertig zu werden. Der das Examen diesmal abnahm, war ein Uniformierter, der, wie wir später hörten, den Beinamen ,, der eiserne Gustav" trug. Von Mütze und Kragenrand starrte uns ein Totenkopf ent­gegen, an dem wir vergeblich nach den blauen Augen und blonden Haaren der nordischen Rasse suchten. Er schien Wert auf die Ausbildung seiner Beine zu legen, denn nicht selten hob er wie ein scheues Roß den Fuß, um die Hufe dem einen oder anderen von uns in die Flanke zu stoßen, eine Art der Begrüßung, die uns bis dahin unbekannt ge­blieben war. Mir stellte er auf Grund meiner Vergangen­heit in Aussicht, daß ich Pfarrer Niemöllers Bude fegen dürfe. Nachdem diese Zeremonie beendet war, trat ein weiterer Totenkopf auf uns zu, welchen sie den Komman­danten hießen. Er fand sich nicht für zu gut, um eine kleine Ansprache an uns zu richten, in welcher er uns zu unserem Troste versicherte, daß wir keine ordinären Sträflinge seien. Ganz und gar nicht! Wir seien Häftlinge und da sei ein Unterschied, der im Lager strengstens beachtet werde. Der Ton hier sei zwar militärisch rauh, aber sonst käme jeder auf seine Rechnung, der nicht gewöhnt sei, Ansprüche an. den Staat zu stellen. Nun, das hörte sich nicht gerade men­

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