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gesicht vorgerufen. Freudestrahlend kehrte er zurück, zwei große Tüten in der Hand, aus denen herrliche Dinge ragten, Birnen aus der einen, Streußelkuchen aus der andern. Er hatte Geburtstag, wie wir erst jetzt erfuhren, und sein Pflegemütterchen hatte ihn besuchen dürfen. Zum Abschied hatte sie ihm die Tüten ausgehändigt, deren Inhalt er sogleich mit der Stube teilte. Was ihm aber das schönste Geburtstagsgeschenk war: die Gute hatte ihm in einem unbewachten Augenblick, als der Gestapo - Sekretär sich just am Schrank zu schaffen machte, ins Ohr geraunt: ,, Freu dich! Du wirst bald frei. Noch vor Weihnachten kommst du heraus. Der Herr hat mir's soeben als sicher gesagt!"- Wir freuten uns mit ihm. Aber nicht lange dauerte unsere Freude. Schon nach wenigen Tagen wurde er wiederum hinausgerufen. Diesmal kehrte er mit einem Gesicht zurück, auf welchem sich tiefe Niedergeschlagenheit malte. Er war vom Arzt untersucht worden, was als untrügliches Zeichen dafür galt, daß einer fürs KZ bestimmt sei. Wirklich ertönte sein Name ein drittesmal, schon im Morgengrauen, als wir noch im Bett lagen:„ Obermüller, Sachen packen!" Schnell noch ein Händedruck es war der letzte in diesem Leben. Wir sollten einander nie wiedersehen. Und das Versprechen des Assistenten? Geheimnis der Stapo ! Geheimnis der Katzenpfoten!
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Nicht lange danach wurde auch mein Name aufgerufen. Wohin ging's? In die Turmstraße oder....? Ärztliche Untersuchung! Also nach Sachsenhausen. Keine unzeitgemäßen Hoffnungen: die Untersuchung ist nur eine Formsache. Aber die Schulden, die Schriften! Nun, das Dankfest war ohne die ,, Offene Hand" vorübergegangen. Aber stand nicht in 2 Wochen das Reformationsfest bevor? Und lag da nicht im sicheren Versteck das ,, Buch der Menschheit", ein Schriftchen des berühmten Heim, das ich in mehr als 100 000 Stück hatte drucken lassen? Konnte Gott zugeben, daß die Kost
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