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ZWEITAUSEND TAGE DACHAU

dem ich mir nicht denken konnte, aus welchem Grund er meinen Schlaf so frühe störe. Als aber ein zweiter Über­zieher hinter ihm erschien, begann mir ein Verdacht aufzu­steigen über die Absicht, welche die beiden Gestalten an mein Bett geführt hatte, und sah ihn auch sogleich bestätigt. Denn kaum, daß ich, mit dem Wohlwollen, welches ich allen Menschen entgegenbringe, dem ersten einen guten Morgen gewünscht hatte, als er auch schon in die Nähe seiner Brust­tasche griff und eine Blechmarke in Größe eines Fünfzig­pfennigstückes hervorholte, das er mir vor die schlaftrun­kenen Augen hielt. Ich hatte nicht Zeit, es zu studieren, brauchte es auch nicht; ich wußte auch ohne Studium Be­scheid: ,, Gestapo !", welches aufregende Wort mir eine milde klingende Stimme zur Bestätigung ins Ohr raunte. Der Herr mit der Marke mußte etwas von der Verwirrung, die das Erscheinen, zweier Überzieher vor einem Nachthemde notwendig in diesem hervorruft, bemerkt haben, denn er fügte mit derselben milden Stimme hinzu: ,, Verzeihen Sie, daß wir Sie stören müssen, Herr Ekkehardt, aber kleiden Sie sich in aller Ruhe an!" Die Überlegenheit. des Überziehers über das Nachthemd ermöglichte es ihm, einen gleichgültigen Klang in seine Stimme zu legen. ,, In aller Ruhe!" War das nicht bei aller Geschmeidigkeit der Stimme doch eine Aufforderung, die eine starke Zumutung in sich schloß? Solche und ähnliche Besucher, welche Erken­nungsmarken aus der Brust zogen, hatte ich schon mehr als einmal bei mir gesehen, so daß ich wußte, unter welch selt­samen Umständen die Besuche auszugehen pflegten; meist nahmen sie etwas mit, was ihnen nicht gehörte; wenn sie sich nicht sogar in der Aufforderung gefielen, sie auf dem Weg zum Chef zu begleiten, der mich dringend zu sprechen wünsche. War dies etwa beruhigend? Dazu konnte ich mich nicht rühmen, daß ich mir keiner Schuld bewußt sei; im Gegenteil, ich hatte ein sehr schlechtes Gewissen, und ich

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