Das waren Worte, die Heydrich gefielen. Nichtsdesto­weniger nahm er sich vor, nach der nächsten Eisenbahn­katastrophe den Sektionschef zu beseitigen. Aber der Henkergeneral hatte keine Gelegenheit mehr, diese Ab­sicht auszuführen; am 27. Mai 1942 wurde er in Prag von tschechischen Freiheitskämpfern ermordet. Das tschechische Volk wagte nicht, laut und offen zu ju­beln, aber sein heimlicher Jubel war so überströmend, daß die Zaghaftesten neuen Mut faßten. Hitler raste. Heydrichs Schreckensherrschaft war zu Ende, aber eine neue Schreckensherrschaft begann, an der gemessen das Regime des Henkergenerals mild zu nennen war. Um den Widerstand des tschechischen Volkes ein für allemal zu brechen, ließ der oberste Chef der Gestapo am 10. Juni sämtliche männlichen Einwohner des Dorfes Lidice in Böhmen ermorden. Die Frauen wurden in Konzen­trationslager verschleppt. Die Kinder wurden von den Müttern getrennt. Der Ort wurde dem Erdboden gleich­gemacht.

Als Rada von dieser grausamsten Tat des Feindes hörte, entschloß er sich, sie zu rächen. Er hatte bis zu diesem Tag der unterirdischen Kampforganisation treu und gut gedient. Er hatte sich freudig verpflichtet, den Feind zu schwächen, die Bewegungen der feindlichen Heeresmacht auszukundschaften und die Lähmung und Vernichtung der feindlichen Kräfte anzustreben. Das hatte er getan. Er hatte aber die Opferung von Menschenleben nach Tunlichkeit vermieden. Er hatte der unterirdischen Kampf­organisation die Möglichkeit gegeben, feindliche Tanks, Munition, Geschütze und Waffen aller Art zu vernich­ten. Er hatte aber der unterirdischen Kampforganisa­tion nicht geholfen, einen mit deutschen Soldaten be­ladenen Zug zur Entgleisung zu bringen. Er hatte die

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