Ausschwitz! Ausschwitz! O blutiges Wort! Hier lebt man hier lauert langsamer Mord! Sie nennen's die langsame Hinrichtung. Daran gehen unsere Herzen zu Grund.

François LA COLÈRE ( Pseudonym d'ARAGON) ,, Le Musée Grevin."

POLEN

In diesem Gebiet gibt es über 200 Lager und Nebenlager, die oft sehr nahe beieinander liegen, sodaß die Gefangenen oft verlegt werden.

Wenn wir über jedes Lager auch nur einige Sätze schrieben, würde die vorgesehene Sei­tenzahl des vorliegenden Berichtes bei weitem überschritten. Doch da sich das tägliche Leben überall in der gleichen Weise abspielte, sind nach­stehende Zeilen allen Lagern gewidmet.

Bei Ankunft des Zuges findet die ,, Auslese" statt. Frauen und Kinder, Greise und Kranke werden nackt, mit einem Handtuch und einem Stück Seife ausgerüstet, zu den ,, Duschen " ge­schickt, wo sie jedoch anstelle des Wassers töd­liche Gase vorfinden. Nach beendeter Operation werden die Leichen im Krematorium verbrannt.

Die gesunden Männer und robusten Frauen werden, ebenfalls nackend, vollständig geschoren

natürlich ohne Seife und warmes Wasser. Anschließend reibt man sie mit einem beizenden Desinfektionsmittel ein, welches die Schleimhäute angreift. Dann wird eine Registriernummer auf den linken Arm, auf die Stirn oder den Schenkel tätowiert. Danach erfolgt die Einkleidung. Die Leibwäsche wird auf ein Minimum beschränkt, wenn sie überhaupt vorhanden ist. Der Anzug besteht aus dem allzu berüchtigten blaugrau ge­streiften Pyjama; an den Füßen Galoschen oder Holzschuhe, wenn nicht ganz einfache mit einem einzigen Riemen befestigte Holzbrettchen.

Mit dieser unzureichenden Bekleidung, einem mörderischen Klima ausgesetzt, werden sie von früh 3.30 Uhr bis 9 Uhr abends zu folgenden Arbeiten eingesetzt: Pflasterung der Straßen, Ausladen von Waggons, Ausladen und Trans­portieren von Zement, Eisen und Holz, Trocken­legung von Sümpfen, sowie Arbeiten in den Bergwerken und Fabriken. Abmarsch und Heim­kehr erfolgen vorschriftsmäßig mit Gesang. Da laut Befehl die Toten bei dem unvermeidlichen Appell vorgezeigt werden müssen, tragen die erschöpften Kameraden bei den Klängen fröh­licher Musik die Toten des Tages.

Alle drei Monate findet regelmäßig die ,, Aus­lese" statt, d. h.: Niederschießen ganzer Gruppen durch Maschinengewehre, Verabreichung von ,, Duschen " oder Phenolspritzen ins Herz. Eine eigens dazu eingesetzte Kommission entscheidet die Wahl der Gefangenen. Im Prinzip sollen es die Allerschwächsten sein, praktisch jedoch herrscht die schlimmste Willkür, je nach Belieben und Laune. Es gab Zeiten, wo täglich ausge­sondert wurde.

Das disziplinäre Regime vermehrt die Demüti­gungen und Grausamkeiten: Appell auf Pfeifen­signal, sinnlose Übungen, Wettrennen mit nack­ten Füßen und Platzwechsel durch gymnastische Bewegungen. Oft brechen die armen Opfer unter den wütenden Schlägen mit dem Ochsenziemer oder den Peitschenhieben tot am Platze zu­sammen. Manche Gefangenen sind gezwungen worden, auf ihre gefallenen Kameraden zu treten. Die SS- Weiber sind besonders eifrig auf Quä­lereien bedacht. Sie sind stets von wilden Hun­den begleitet und bei dem geringsten Anlaß oder

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