Im Faust, zweiter Teil, fünfter Aufzug, Tiefe Nacht, heisst es am Schluss: Chorus: Das alte Wort, das Wort erschallt, Gehorche willig der Gewalt!

BUCH

UCHENWALD

Buchenwald besteht seit 1937. Ursprünglich für die deutschen Parteigegner bestimmt, füllte sich das Lager, je nach den Ereignissen, mit poli­tischen Gefangenen oder österreichischen, tsche­chischen und polnischen Juden. Seit 1940 wur­den Männer und junge Burschen aus allen be­setzten Gebieten dorthin geführt sowie auch einige Frauen.

Die Einrichtung war typisch. Abweichungen in dieser Hinsicht sind in den verschiedenen La­gern kaum zu verzeichnen. Sie alle verfolgen in großen Zügen die gleiche Linie.

DER SPERRGÜRTEL:

Rings um das Lager zieht sich ein undurch­dringlicher, elektrisch geladener Stacheldraht von einem Abschnitt zum andern, von einem Posten mit Maschinengewehr überwacht. Der Eingang zum Lager ist, wie überall, von dem Reichsadler gekrönt mit verschiedenen, sich oft widerspre­chenden Inschriften. Über der Tür selbst liest man: ,, Recht oder Unrecht, mein Vaterland!", während am Gitter die Worte stehen: ,, Jedem das Seine!" Auf den fol­genden Seiten wird sich zeigen, was die Nazis unter den ,, Rechten" der Gefangenen verstanden.

Hinter diesem Gitter ein riesiger, von Ver­waltungsgebäuden umgebener Platz; das eigent­liche Lager ist weiter abgelegen.

DIE GEBÄUDE:

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Das Lager besteht aus einer Reihe von Holz­baracken sogenannte Blocks auf einem Ge­lände gebaut, welches bei gutem Wetter staubig ist, sich aber in einen Sumpf verwandelt, wenn es regnet. Ungefähr sechzig dieser Häuser sind aus Zement. In den Waschräumen als Blickfang

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sogar Waschbecken( unbekannter Luxus in den meisten Lagern). Oft herrscht Wassermangel, besonders im Sommer. Dort, sowie in den Schlafräumen herrscht ein so durchdringender Gestank, daß selbst eine Woche nach der Befrei­ung, nach wiederholtem gründlichen Reinigen, der unerträgliche Fäulnisgeruch" bei der Be­sichtigung der amtlichen englischen Kommission noch spürbar ist.

Diese Baracken, die knapp für dreihundert Personen ausreichen, beherbergen bis zu acht­zehnhundert Gefangene. Ohne Strohsäcke, dicht aneinander gedrängt, lagern sie auf den schmalen Pritschen, die übereinander geschichtet bis zur Decke reichen. Als Decken dienen unbeschreib­liche, von Würmern zerfressene Lumpen.

Ein wenig abgelegen befindet sich das soge­nannte, Revier". Dort liegen Tuberkulose, Ruhrkranke und Verwundete, den Körper mit Beulen und infizierten Wunden bedeckt und siechen zwischen Toten dahin in einer breiigen Flüssigkeit von Exkrementen, die von Bett zu Bett weitersickert. Am äußersten Ende des Saa­les operiert ein Gefangenen- Arzt auf einem pri­mitiven Tisch, ohne Narkose, vor den Augen der anderen.

WISSENSCHAFTLICHE EXPERIMENTE:

In einem Nebengebäude haben die Nazi- Ärzte ein wissenschaftliches Institut or­ganisiert, wo sie die systematische Ansteckung ganzer Gruppen von Gefangenen wissenschaft­lich vornehmen, um neue Sera gegen Typhus und andere Infektionskrankheiten auszuprobie­ren. Sie rufen auch künstliche Verbrennungen durch Flammenwerfer hervor, um daran die Be­handlung zu studieren.