In der Praxis jedoch waren diese Unterschiede lächerlich schwach! In diesen sogenannten Kon­zentrationslagern war alles bunt durcheinander gewürfelt, sodaẞ sogar strafrechtlich Verurteilte mit Kriegsgefangenen, vereinzelt oder in größe­ren Gruppen, gemischt waren.

In den Festungen herrschte ungefähr das gleiche Regime. Hunger, Demütigungen und körperliche Strafen waren an der Tagesordnung. Der einzige, allerdings theoretische Unterschied bestand darin, daß sich dort Gefangene befan­den, denen eine Art Scheinprozeß gemacht wurde oder solche, die durch diese widerlichen Parodien zu Kerkerstrafen oder zum Tode ver­urteilt waren. Im letzteren Fall wurde das Urteil meist durch Enthauptung mit dem Beil voll­streckt. Auch Frauen haben diesen Tod erleiden müssen.

Es ist unmöglich, hier eine vollständige An­klageschrift aufzusetzen: Die peinlich genaueste wäre zweifellos noch lückenhaft, da die Spuren der Verbrechen, deren einziger Zeuge die Opfer selbst waren, sich unter zu zahlreichen Spuren gleicher Art verlieren. Im übrigen kann eine einwandfreie Statistik nur durch amtliche Stellen aufgestellt werden.

Wir sind bescheidener und wollen nur den Überlebenden und den Familien der Opfer so­wie dem Andenken der Toten die einzige Ehre erweisen, die ihrer Leiden würdig ist: Die Ehre der Wahrheit. Deshalb sind hier eine Anzahl authentischer Berichte gesammelt worden und sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Die Photgraphien, die zum Teil den Dienst­stellen der Alliierten entnommen, zum Teil deutschen Ursprungs sind( von Gefangenen ent­wendet), bilden ein geschlossenes Ganzes un­widerlegbarer Dokumente.

Was den Text betrifft, so schildert er nur Tatsachen, die teils durch amtliche Dokumente bewiesen, teils durch Berichte internationaler Kommissionen oder beamteter Personen gesich­tet und als Zeugenaussagen von den Behörden gesammelt wurden.

Laẞt alle Hoffnung fahren! Ihr, die Ihr hier eintretet!

Während der Zusammenstellung dieses Be­weismaterials machte ein Bürokrat die Bemer­kung: ,, Aber warum immer von den Deportier­ten reden? Das ist doch alles vorüber! Das sind alte Geschichten!" Die Deportierten selbst lehnen es ab, wenn man sie verhört: ,, Es ist nicht der Mühe wert. Sie glauben es ja doch nicht!"

Da aber gerade diese Tatsache zivilisierten Menschen unglaubhaft erscheinen und viele noch nicht wissen, was sie glauben oder bezweifeln sollen, ist es Pflicht all derer, welche das Beweis­material in Händen haben, dieses so weit wie möglich zu verbreiten. Das achtlos ,, Zur Tages­ordnung übergehen" muß verhütet werden, damit das ,, NIEMALS WIEDER" nicht ein leerer Schall von Worten bleibt.

Grausamkeiten hat es immer gegeben, aber vereinzelt. Niemals im Laufe der Geschichte gab es ein derartig organisiertes und methodisches Vorgehen auf so breiter Grundlage! Jeder Ein­zelne muß dieses Beweismaterial in sich aufneh­men und sich klar machen, daß in Deutschland , im 20. Jahrhundert, die Foltern der christlichen Märtyrer in ihren Ausmaßen an sadistischer Fantasie weit übertroffen wurden und die schlimmsten Greuel der Inquisition und die Hölle der Galeeren aller Zeiten und aller Länder dagegen verblassen.

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