Sie standen unter Ausnahmebestimmungen, ihr Leben war hart, die Behandlung brutal. Die kleinste antifaschistische oder defaitistische Äußerung führte zur Denunziation durch die zahlreich vorhandenen Spitzel und kriminellen Elemente, zum Tod durch Erschießen oder Erhängen. Hunderte verloren dadurch bereits während der Ausbildung ihr Leben. Der Heuberg wurde zu einem Begriff in ganz Deutschland , die 999er aber, eine Wehrmachtsformation für bestrafte Hochverräter und politische Gefangene, zu einem Symbol des heimlichen Deutschland für die freiheitliebende Welt.
Auch unter dem eisernen Zwang der Sonderformation, unter den argwöhnischen Augen ausgesuchter faschistischer Offiziere blieb dieses andere, dieses neue Deutschland am Leben. Es wirkte in kleinsten Zirkeln, planmäßig und zielbewußt. Jeder war sich darüber klar, das Ziel der Ausbildungszeit ist die Front. Die nazistischen Offiziere sprachen mit niederträchtigem Pathos von der kommenden Bewährung an der Front. Sie konnten allerdings niemals den Doppelsinn dieses Wortes ermessen, denn eine Bewährung wurde es schließlich doch. Deutsche Antifaschisten, Sozialdemokraten und Kommunisten, ehemalige politische Gefangene Hitler- Deutschlands an der Front, im Einsatz gegen Partisanen.
Ein dramatischer Höhepunkt im Irrsinn dieses verbrecherischen Krieges, der leicht zur Tragödie umschlagen konnte. In solchen Stunden pulst das Blut fieberhaft, reißen beinahe die Nerven, wird geistige und körperliche Konzentration zur Voraussetzung des kühnsten Entschlusses.
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Dieser Entschluß aber konnte nur lauten: aktivste Solidarität aller Antifaschisten ohne Unterschied der Nation, der Rasse und der Partei freundschaftliche Verbindung mit den Partisanen, Unterstützung der Partisanen mit Waffen und Munition, mit Arzneimitteln, Bekleidung und Proviant.
Die Kühnsten und Entschlossensten unter diesen deutschen Antifaschisten organisierten den gruppenweisen Übertritt zu den Partisanen. In Titos Volksarmeen, in den griechischen Freiheitsverbänden der Elas und der EAM, in den französischen Widerstandsbeweguraen kämpften zahlreiche deutsche Partisanen für die Freiheit der unterdrückten Völker und damit auch gleichzeitig für die Freiheit ihres eigenen Volkes.
Dieser Schritt war schwer, schwerer als der individuelle Entschluß zur Sabotage in der Heimat, schwerer als der Beitritt zu einer illegalen Gruppe, schwerwiegender als die Teilnahme an irgendeiner oppositionellen Besprechung. Hier mußten Vorurteile überwunden werden, hier fiel auch der letzte Rest der Anonymität, und damit der kärgliche Schutz aller Illegalen. Es galt immer als letzte Konsequenz das Argument der Waffe. Im Kampt um die Freiheit verlor das Leben des einzelnen seine Bedeutung. Er setzie es ein, um durch dieses Opfer mit dazu beizutragen, das Leben seines Volkes zu retten, das durch die wahnsinnige Vernichtungspolitik des Faschismus gefährdet war.
Diese Partisanen, ein kleiner Teil aus der Masse der deutschen Antifaschisten, wurden in den Verbänden fremder, unterdrückter Völker zu Propagandisten des neuen Deutschland . Sie versuchten mit ihrer vorbehaltlosen Tat ein geringes der Schuld abzutrager, die das deutsche Volk durch ein passives Verhalten gegenüber faschistischem Terror und nazistischen Greueltaten auf sich geladen hatte. Durch ihr Beispiel schufen sie dem deutschen Volke inmitten einer Welle des Hasses und der Feindschaft, in einer Atmosphäre aufgepeitschter Leidenschaft, neue Freunde, Freunde, die ein festes Vertrauen faßten zu dem anderen, zu dem neuen Deutschland .
Damit erfüllten sie aber eine wahrhaft historische Mission. Der Charakter ihrer Aktivität stellte sie in die Spitzengruppe aller deutschen Antifaschisten.
Mit ihrem tausendfach vergossenen Blut, mit den stummen Waldgräbern in den Bergen des Balkans bleiben diese namenlosen Helden, deutsche Partisanen, immer ein heroisches Beispiel deutschen Freiheitswillens. Ihnen gebürt der Dank aller Freunde der Freiheit, aller fortschrittlich denkenden Menschen, aller aufrichtigen Demokraten.
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