Helmuth Hübener fiel am 27. Oktober 1942 als„Verräter des Vater- landes“. Hätte es nur mehr dieser„Verräter“ gegeben, als diesen Jugendlichen, der mit heißem Herzen seine Heimat, sein Vaterland liebte und es vor dem furchtbaren Untergang bewahren wollte. Es ist viel von Heldentum in der Vergangenheit gesprochen worden, dessen Sinnbild der Ritterkreuzträger war, doch die Tat Helmuth Hübeners erforderte einen ganz anderen Mut, als den des Kämpfens und Sterbens auf- dem Schlachtfeld.
Alleine auf sich gestellt— ohne Führung und Beratung Erwachse- ner— nur aus der instinktiven Erkenntnis heraus, daß um Deutschland gegen Deutschland gekämpft.werden mußte, um damit einem inneren sittlichen Gebot‘zu gehorchen. Gewiß, erfahrene politische Kämpfer' des deutschen Widerstandes gingen anders vor. Sie kannten die Regel konspirativen Kampfes und machten es ihren Feinden nicht so leicht, sie zu vernichten. Auch in der Ohnmacht ihrer Zelleneinsamkeit konn- ten diese Kraft schöpfen aus der Verbundenheit und der Solidarität der Kameraden, aus ihrer Erkenntnis, daß der Nationalsozialismus, dieser wirkliche Feind des deutschen Volkes, zugrunde gehen würde, auch wenn sie fallen müßten. Ob Helmuth Hübener hinter den Kerker- mauern einen Freund hatte, der ihn tröstete und aufrichtete, der die Größe seines Kampfes begriff? Wir wissen es nicht.— Wir wissen auch nicht, ob es die heutige Jugend schon: begreift, daß diese Tat eine Tat selbstverleugnender Größe war.
Wenn aber einmal die Zeit kommen wird, mit unserer Jugend von echtem Heldentum zu reden, dann muß auch der Name Helmuth Hübener genannt werden, eines Hamburger Jugendlichen, der in den Tod gehen mußte, weil er um das Leben kämpfen wollte.
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