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C. LEBENSLAUF: Stufen meines Lebens.

I. DIE HEIMAT.

Dem Sondergericht in Berlin eingereicht zum 27.5 1943.

aus allen

In den schlesischen Bergen liegt mein Heimatort Gnadenfrei , eine kleine Brüdergemeine, seinerzeit bekannt durch gediegene Internate, deren Zöglinge mit denen ich z. T. seit der Schulzeit noch heute befreundet bin Teilen des Reiches und aus dem Auslande stammten, bekannt auch durch gedie gene Fabrikate, die in alle Welt versandt wurden, zu denen auch die meines Vaters gehörten.

Mein Vater, ein lebenbejahender, weltoffener Mann, stammte aus der idyl­lischen ,, Grundmühle" bei Gnadenfrei , die Mutter von dem Stadtgut bei Münster­ berg . Die Vorfahren mütterlicherseits waren Hugenotten ; sie hießen Charçon und waren in Schönheide bei Gnadenfrei ansässig. Eine Familienchronik und Gedichte, die die Mutter verfaßte, beweisen, daß die beiderseitigen Vorfahren aufrechte und glaubensstarke Menschen waren. Beide Eltern verlor ich früh, die Mutter mit 6, den Vater mit 14 Jahren. Auch 2 van 6 Geschwistern( starben früh. Selbständig mußte ich mir meinen Weg bahnen.

II. WANDER JAHRE.

1911 ging ich

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17 jährig nach dem Sprachinstitut der Brüdergemeine Montmirail, Canton Neuchâtel , Schweiz . Unter etwa 80 Schülerinnen waren allein 15 Engländerinnen, insgesamt 17 Nationalitäten. Auf der Basis der Jungmädchen- Freundschaft hatte ich Gelegenheit, die Nationalcharaktere

zu studieren.

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Käte

1913/15, d. h. vom 19. bis 21. Lebensjahre, war ich Sprachlehrerin in der Brü­dergemeine Ebersdorf/ Reuss. Unter einer tüchtigen Vorsteherin Wunderling- wurden wir zu ernster Erzieherarbeit angehalten. Der Krieg hatte auch in mein persönliches Leben schwer eingegriffen. Meine 3 Kindheitsgespielen waren gefallen, ebenso sämtliche späteren Jugendgefährten. Mein älterer Bruder( Gerhard) starb später an den Folgen seiner schweren Verwundung, und der jüngere( Kurt) kehrte 1920 krank aus französischer Kriegsgefangenschaft zurück.

Deutlich erkannte ich bereits seit 1915 meine Lebensaufgabe: Wege an­bahnen zu helfen, auf denen die Völker sich gesund erhalten und ruhig entfalten können, ohne Katastrophenpolitik.

1915 ging ich auf eine Soziale Frauenschule nach Berlin , wo wir durch hervor­ragende Lehrer theoretisch und praktisch in die sozialen Probleme und Aufgaben eingeführt wurden. Wir besuchten auch die Reichstagssitzungen und viele Vorträge von Sozialpolitikern aller Richtungen. Es war nicht leicht, sich hindurchzufinden, aber man lief auch nicht Gefahr, geistig ver­gewaltigt zu werden, sondern konnte sich frei entwickeln. Das habe ich immer als ein besonderes Glück empfunden.

1916 absolvierte ich mein erstes Sozial- Praktikum an der ,, Deutschen Zentrale für Jugendfürsorge", der damals fortschrittlichsten sozialen Organisation in Berlin , aus der später das Landesjugendamt entstand. Pflegestellen­vermittlung, Adoption und Jugendgerichtshilfe waren die Arbeitsgebiete, auf denen ich mitarbeiten durfte. Zum Vorstand gehörte Justizrat Kröhne, der das Jugendgericht aus Amerika nach Deutschland gebracht hatte, ebenso Sigmund- Schultze, der im Osten Berlins eine ,, Soziale Arbeitsgemein­schaft" nach Muster der englischen Settlements unterhielt und die Ideen des religiösen Sozialismus in die Praxis umsetzte.

Erst nachdem ich 1925/28 die Vorbilder dieser Arbeit in England und Amerika kennen gelernt hatte, wurden mir die politischen Hintergründe der sozialen Bestrebungen alle: Richtungen klar.

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