nische, nämlich Haß, Neid, Heuchelei und Überheblichkeit bekämpfe und mit gutem Beispiel anderen vorangehe.

Seien wir uns dessen bewußt: die Gefahr einer allgemeinen Vermas­sung ist riesengroß, solange die Menschheit nicht auf den Weg der Liebe zurückfindet. Vermassung ist ein seit Jahrtausenden fortschrei­tender Prozeß in der abendländischen Welt, dessen Herde erstmalig im alten Rom , später bald in dem einen, bald in dem anderen Lande aufbrachen. Es fragt sich nur, welche Volksschichten bereits in den Stru­del gerissen sind, bzw. ob noch ein gesunder Stamm da ist, der Leben in sich trägt, das sich in die Ewigkeit fortzupflanzen vermag. Totale Ver­massung ist krasser Materialismus, Untergang. Totale Vermassung haben wir im K.Z. erlebt.

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Wir hatten im Lager auch 3000 Frauen von der Roten Armee als Kriegsgefangene. Das Russenlager war durch Drahtzaun nochmals vom übrigen Lager abgetrennt, doch traf man bei der Arbeit mit einzel­nen von ihnen zusammen. Während der ersten Wochen im Zugangs­block 11 hatte ich Gelegenheit, einige hundert Russinnen im täglichen Umgang kennen zu lernen. Es waren Medizinstudentinnen, Ärztinnen und Krankenschwestern in großer Zahl darunter. Mit einigen von ihnen Vala, Olga, Ludmila- lernte ich Deutsch und sie mit mir Russisch. Für diese Erfahrung bin ich ganz besonders dankbar. Ich stellte fest, daß die russischen Kommunistinnen viel unbefangener und offener waren, als die der anderen Nationen, die wir im Lager hatten. Sie nahmen die Haltung der ,, Arrivierten" ein, d. h. sie fühlten sich' ,, am Ziel", sie waren in die neue Gesellschaftsordnung hineingeboren und brauchten sie nicht erst zu erkämpfen. Es waren fast durchweg große, lebenskräftige Frauen mit so guter Ernährungsgrundlage, daß selbst das K.Z. im allgemeinen ein schlagender Beweis keine Hungertypen aus ihnen machen konnte, für die Verlogenheit der Goebbels 'schen Propaganda. Die meisten Russin­nen, mit denen ich auch später bei der Arbeit zusammen kam, waren ehrlich, fleißig und sehr gutherzig.

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Politisch interessant war, daß die im Atheismus erzogenen jungen Rus­sinnen außerordentlich zugänglich für die zielbewußte Propaganda der Bibelforscher waren. Manche Russinnen legten Wert darauf, zu erklären, sie seien christlich, was soviel bedeutete, wie ,, nicht der kommunistischen Partei zugehörig". Wenn die Rote Armee sonntags gelegentlich durch das Lager marschierte, erdröhnte der Erdboden.

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