Geistesgegenwart und Kaltblütigkeit bewahrten

mich vor dem Tode. Ich erlebte dort Monate,

wo wir 150200 Tote im Monat hatten.

Später verstarben dann auch viele Häftlinge

im Winter infolge der schlechten Bekleidung,

durch Krankheiten aller Art und durch Hunger. Die Zahl der durch Mißhandlungen und Mord, durch die berüchtigten Strafmethoden der SS

Verstorbenen mehrte sich von Jahr zu Jahr.

Trotzdem stieg die Lagerbelegschaft fortwährend an Zahl durch die verschiedenen Aktionen der Gestapo .

Anläßlich der Ermordung des Legationsrates von Rath in Paris wurden 12500 Juden aus

‚Deutschland inBuchenwald eingeliefert und

in fünfNotbaracken untergebracht. Sie wur- \ 8 den sämtlicher Wertgegenstände beraubt

70 von ihnen wurden in der ersten Nacht

durch erlittene Mißhandlungen und Aufregungen wahnsinnig. Einige wurden an Bäume gefesselt, wieder andere an die Gitterfenster der Arrest- lokale. Ohne Wasser und ohne sanitäre Anlagen wurden hier zirka 2500 Mann in eine dieser provisorischen Bretterbaracken gepfercht. Sie

hatten keine Möglichkeit sich auszukleiden, sich - zu waschen, waren meist ohne Eßgeschirr und

konnten so kein Essen empfangen. Es entstand

häufig Panik und allerlei Aufregung bei der

Essenausgabe. Viele von ihnen starben an Nervenzusammenbruch und Erschöpfung, einige Hundert an Typhus .

Nach der Besetzung Österreichs kamen im September 1938 die ersten Ausländer nach Buchenwald . Durch sog. Erschießungen auf der Flucht wurden im Steinbruch u. a.‚liqui- diert Justizminister und Generalprokurator Winterstein , Gefangenenhaus-Direktor Trum- mer, Heimwehrführer und Generalkonsul Steidle, Major Höffer, Sicherheitsdirektor des Landes Salzburg Bechlie, ferner der Schwiegersohn des ehemaligen Bundespräsidenten Miklas Certes u.a. Der ehemalige sozialdemokratische Reichstags- abgeordnete Heilmann und der kommunistische Schriftleiter Scholem wurden ebenfalls in‚Bu- chenwald ermordet.

Nach der Okkupation der Tschechoslowakei

-im Jahre 1939 kamen die ersten tschechischen.

Schutzhäftlinge, darunter auch viele Juden, in das KonzentrationslagerBuchenwald.

Bei Kriegsausbruch im September 1939 kamen, 2500 Juden aus Wien , von diesen waren einige . Hundert aus Altersheimen herausgeholt worden.

Sie wurden in fünf Zelten auf einem freien

Platz innerhalb des großen Lagers untergebracht.

Hier verblieben sie bei Wind und Wetter, ohne Strohsäcke mit nur einer Decke. Viele waren invalide und kranke Leute. Als Essen bekamen sie nur 150 g Brot täglich, 1, Liter Wasser- suppe und nur selten ein Stückchen Wurst oder Margarine. Innerhalb eines Monats war schon ein großer Teil verstorben. Das Kommando diesesZeltlagers hatten die SS -Leute Haupt- scharführer Blank, Hauptscharführer Hinkel- mann, Rapportführer Strippel.Lager-Ältester war ein politischer Gefangener namens Fritz Wolf , der unter dem Druck der SS -Leitung nicht viel für diese Ärmsten tun konnte.

Am 16. Oktober 1939 wurden in dieses Zelt-

_ lager weitere 2800 Polen und polnische Juden

gepfercht. Es war offensichtlich geplant und später auch bekannt, daß diese alle hier liqui- diert werden sollten d.h. man ließ sie ver- hungern und erfrieren. In einem besonderen Stacheldrahtkäfig von 30 qm wurden noch

104Heckenschützen(Franktireurs) aus Polen

untergebracht. Innerhalb eines Monats wurden unter diesen Umständen alle Heckenschützen bis auf einen sehr kräftigen Mann ausgehungert. Von den 5300 Polen und Juden waren bei Auf- lösung dieses Zeltlagers am 12.. Februar 1940 noch 2000 Überlebende. Es war eine ständige Einrichtung frühmorgens noch vor. dem Appell kam der Befehldurch die Lautsprecher: Die Leichenträger ans Tor!

Anläßlich des Attentates im Bürgerbräukeller in München am 9. November 1939 wurden im großen Lager 21 Juden ausgesucht und er- schossen, und dies als Repressalie gegen den Secret-Service. Diese Auswahl trafen der Hauptscharführer und damalige Rapportführer Strippel, Hauptscharführer Blank, Schar- führer Chemnitz und Rose und Öberschar- führer Sommer. Aus den sieben Judenblocks wurden 21 Leute ausgewählt und angeblich zu. besonderer Arbeit notiert. Da die meisten nicht wußten, um was es sich handelte, hatten sich auch einige dazu freiwillig gemeldet..... Alle 21 wurden mit Namen, Nummer und Geburtsdatum notiert und aus dem Lager geführt. Im Stein- bruch wurden sie dann so lange mit Steinen gejagt, bis sie zusammenbrachen und dann er- schossen. Anschließend hatten die Juden im Lager drei Tage Essenentzug und Dunkelarrest. Einige Tage später wurde das ganze Lager mit fünf Tagen Kostentzug bestraft und stand acht Stunden in der Kälte am Appellplatz.

Im August 1940 kamen erneut 1100 Polen in ein Sonderlager. Im ersten Arbeitseinsatz im